GENESIS legten einen Pfad, vor allem mit „Wind And Wuthering“, an, dem Gerben Klazingas, vom Projekt zur Band gereiften, KNIGHT AREA mit dem vierten Album „Nine Paths“ treulich folgen. Opulente Songs, voluminöse Keyboards: Welch Wunder, wenn der Bandleader gleichzeitig an den Tasteninstrumenten sitzt. Schwelgerischer, melodischer Prog, der wie so oft seine eigene symphonische Größe zelebriert.
Das machen die Holländer gar nicht übel, die Stücke bewegen sich zwischen dezent vertrackter Melodieführung und Phasen, die zum direkten Mitsingen einladen. Gelegentlich wird zu den bösen Nachbarn aus dem Progressive-Metal-Haus hinüber geschielt, aber mehr als freundliches Zuwinken folgt nicht daraus. Immerhin darf Mark Vermeule die Gitarre schon mal etwas härter und ausführlicher anschlagen, wie auf dem fast schon In den Fusion-Bereich hinein ragenden, kurzen Instrumental „Pride And Joy“.
Im Duett mit Charlotte Wessels (DELAIN) setzt es mit „Please Come Home“ auch eine steinerweichende Ballade. Ob das heutzutage radiotauglich ist, dürfte vermutlich das Spannendste an dem doch arg rührseligen Schmachtfetzen sein. Nach reichlich sülzigem Beginn darf Vermeule allerdings instrumental Gefühliges beisteuern, das mit dem Rest halbwegs versöhnt. Sänger Mark Smits liefert hier, wie übers ganze Album, eine zum vollmundigen Pathos passende Gesangsleistung ab. Gemessen an anderen Graupen im Genre, ist das sogar mehr als nur passabel. Nur selten klingt er wie der Shouter einer Hardrock-Band, der sich beim Warmsingen verirrt hat.
„Nine Paths“ ist eine rundum solide Angelegenheit, die zu den vorherigen drei Veröffentlichungen passt, sie um Nuancen erweitert. Neues, oder gar Aufregendes wird dem Genre nicht hinzugefügt. Verächter der melodischen Variante des Neoprogs wird das Album nicht überzeugen, aber Verfechter dürfen sich eine gute Stunde lang mit ihm wohlfühlen.
FAZIT: KNIGHT AREA auf „Neun Pfaden“ sind so etwas wie PALLAS und ARENA beim beschaulichen Herrenabend (mit kurzem Damenbesuch). Oder ganz simpel: Das (derzeit) bessere KAYAK.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.11.2011
Gijs Koopman
Mark Smit, Charlotte Wessels (3)
Mark Vermeule
Gerben Klazinga
Pieter van Hoorn
The Laser’s Edge/Alive
60:15
28.10.2011