Allein weiblicher Chorgesang muss es richten … Die Plattenfirma beweist hier gehörig Chuzpe, denn trotz des weitgängigen Selbstläufertums skandinavischer Musik auf dem Markt dürften KRAJA sich nicht eben leicht verkaufen. Tatsächlich gibt es hier nichts als teilweise traditionelles norwegisches Liedgut im Vortrag vierer Stimmen. Das Gute daran? Es ist schön und absolut nicht langweilig.
Nicht einmal eine Handvoll Songs erhalten die Unterstützung eines traumhaft gespielten Sopransaxofons beziehungsweise Schlagzeugers, der natürlich seine Kessel nicht zertrümmert. Auch ohne dieses Zubrot blieb den Lestander-Schwestern und ihren beiden Freundinnen immer noch ein Sack voller nicht einmal sperriger Perlen, von denen "Tystnaden", "Alla" und "Fyllepolskan" dem Rezensenten subjektiv am besten gefallen. Dieser empfiehlt nach Reinhören ebenfalls die beiden Vorgängeralben "Under himmelens fäste" und "Vackert Väder", so man nicht genug von dieser Harmonie bekommen kann.
Im Falle KRAJA gelten Floskeln wie "verzückend schön" nicht länger als solche. Wer mit derlei Vokabular überhaupt nichts anzufangen weiß, der mache einen weiten Bogen um "Brusand Hav". Andernfalls muss man ihm vielleicht den Kotzeimer reichen … Ansonsten bleibt nur noch die Aufgabe, eine Übersetzung der Texte zu finden.
FAZIT: Ein Album für spezielle Geschmäcker zweifellos: KRAJA zelebrieren Minimalismus im Kontext einer Volksmusik, welche in Deutschland gleichwohl mehrheitsfähiger als unsere eigene sein mag, jedoch nichstdestoweniger kaum für einen Ansturm auf die Auslagen der Plattenläden sorgen dürfte. Stattdessen erfreuen sich sanfte Gemüter und Klangästheten an einem Sound, den andere in Sachen Ursprünglichkeit und Anmut anno 2011 erst noch übertrumpfen müssen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2011
Frida Johansson, Eva Lestander, Lisa Lestander, Linnea Nilsson
Westpark
56:02
21.01.2011