Eine der besten Bands aus dem Bereich des melodisch-gotischen Metals mit Damengesang meldet sich mit ihrem vierten Album zurück. "All Beauty Must Die" heißt das Werk, mit dem KRYPTERIA die Gemüter spalten werden. Die einen hassen die Band wegen der vermeintlich kitschigen Poppigkeit ihrer Songs und sprechen ihnen jegliche Metal-Kompatibilität ab, die anderen lieben sie für die grandiose Stimme von Frontschönheit Ji-In Cho und die Fähigkeit, äußerst hartnäckige Ohrwürmer zu schreiben. Der Schreiber dieser Zeilen gehört zur zweiten Fraktion.
KRYPTERIA kredenzen auf der Platte so ziemlich alles, was man von ihnen erwartet. Kurze, knackige Songs mit Melodien, die einem nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf gehen, Arrangements mit opulenten Chören und einem gesunden Maß an Bombast, dezente elektronische Spielereien und natürlich zahlreiche tolle Gesangslinien. Zu befürchten war allerdings auch, dass die Produktion, die Gitarrist Chris Siemons wieder selbst übernommen hat, erneut nicht sehr natürlich ist, was sich auch bewahrheitet. Zudem wurde die Grundlautstärke recht hoch geschoben, was zur Folge hat, dass "All Beauty Must Die" in der heimischen Stereoanlage oder im Autoradio recht fett klingt, im mp3-Player jedoch vernimmt man leichte Übersteuerungen, weil kleine Ohrhörer mit dem Sound nicht mehr ganz zurecht kommen.
Jedoch macht man auch leichte Veränderungen im Sound aus, so sind die Riffs markanter und teilweise metallischer, was dem grundsätzlich härteren Livesound geschuldet ist. Und mit dem Song "The Eye Collector" verlässt man recht deutlich die eingeschlagenen Wege und serviert eine vielschichtig arrangierte, theatralische Nummer von zehn Minuten Länge. Kommen wir aber zurück zum Anfang, der sich "Messiah" nennt und mit knackigem Riffing, Chören und einem leicht aggressiven Unterton ein gelungener Opener ist. "As I Slowly Bleed" ist eine fragile, melodramatische Nummer, in der Ji-In zu Höchstform aufläuft und von zerbrechlich bis röhrend ihre gesangliche Bandbreite eindrucksvoll präsentiert. "Fly Away With Me" lebt vom Kontrast aus treibenden Strophen und einem Refrain, der auch aus einem alten Kirchenlied stammen könnte. Das flotte "You Killed Me" und das etwas schwermütige "Live To Fight Another Day" sind typische KRYPTERIA-Hits, bei "Eyes Of A Stranger" präsentiert Ji-In ihre lasziv-verführerische Seite.
Der härteste und schnellste Song ist das verspielte "Thanks For Nothing", in dem man wohl mit gewissen Herrschaften aus dem Musikgeschäft abrechnet - Details dazu gibt es demnächst im Interview. Wiederum wehmütiger wird es bei "Turn The World Around", hier setzt Drummer Kusch mit seinem Gesangspart einen düsteren Gegenpart zu Ji-In, das ätherische "Higher" (mit Gitarrensolo von Edguys Tobias Exxel) ist ebenfalls eine kontrastreiche Nummer. Einen Gastauftritt hat Doro Pesch bei "Victoria" - das Duett wäre die perfekte Einlaufhymne für Peschs Freundin Regina Halmich gewesen. Bei zukünftigen Konzerten werden bei der Ballade "(How Can Something So Good) Hurt So Bad" die Feuerzeuge geschwenkt, der sehr liebliche Refrain hat dabei Musical-Charakter. Zum Schluss dann das bereits erwähnte "The Eye Collector", bei dem Ji-In mit klassisch anmutenden Klaviereinlagen glänzt. In dem langen, düsteren Song passiert unheimlich viel und mit den spannenden Arrangements ist er sicher einer der ungewöhnlichsten Songs, den die Band im Repertoire hat.
Die Digipakversion wartet mit drei Bonustracks auf, so wurden die älteren Nummern "Get The Hell Out Of My Way" und "Liberatio" neu eingespielt, den Abschluss macht "Come Hell Or High Water" mit mächtigen Chören.
FAZIT: Wieder mal ein tolles Album einer tollen Band. Was ein gewisser Herr Himmelstein aber wohl wieder ganz anders sehen wird.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2011
Frank Stumvoll
Ji-In Cho
Chris Siemons
S.C. Kuschnerus
Ji-In Cho (Klavier)
Liberatio Music / Intergroove
62:20
22.04.2011