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Kumpelbasis: Der Luxus unter wilden Tieren

Stil: Punk

Cover: Kumpelbasis: Der Luxus unter wilden Tieren

Mit klischeehaftem Deutschpunk hatte bereits das 2002er Debüt „Mächte des Alltags“ nichts zu tun, und das nach sage und schreibe neun Jahren folgende, hier liegende, in einem schmucken Digipak daher kommende Zweitwerk der Berliner, steht dem in nichts nach.

Zwar finden sich auf dem neuen Vierzehntracker auch wieder liebevolle Querverweise gen SLIME, TON STEINE SCHERBEN, TOXOPLASMA und Britenpunk der Anfangszeit, doch ebenso lassen sich KUMPELBASIS auch von skandinavischen Rotzrockern, gutgelaunten Kaliforniern, Jamaikanischem Offbeat und dessen hektischem Bruder namens Ska inspirieren – so zum Beispiel „Der Tag“, „Borracho“ oder „Albtraum“, die fast schon Sommerfeeling versprühen. Allerdings mit blauen Flecken und Sommerknien. Oder „Misanthrop“ - da ötteln im Hintergrund schon mal Hammondorgeln.

„Der Luxus unter wilden Tieren“ ist ein musikalisch variabler Trip durch die raubeinige Dreiakkordmusik, wobei es auch schon mal erlaubt ist, einen vierten, ja gar fünften Akkord in den Kompositionen zu verwursten. Statt prolligem Amateurgerödel erwartet den Hörer hier intelligent arrangierte und professionell dargebotene Arschtritt-Musik, die auch textlich nicht mit stumpf rausgerotzten Parolen langweilt, sondern überwiegend mit Köpfchen Messages verbreitet, die ohne erigierten Zeigefinger oder Schaum vorm Mund von Toxic Stevie in die weite Welt hinausgeröhrt werden.

Womit wir bei meinem höchstpersönlichen, hypersubjektiven Problem mit der Platte sind: Die Stimme des guten Mannes passt zwar wie die Faust aufs Auge, aber ab und an kommt hier ein (zumindest von mir so wahrgenommenes) unangenehmes ONKELZiges Feeling auf, und jene Band... nein, ich spare mir die Hasstiraden über Russell, Gonzo, Weidner und Co. - die könnt ihr euch selbst denken, haha.

FAZIT: Abgesehen von den Vocals, die schlichtweg Geschmackssache sind, ist dem Nordostdeutschen Quintett ein musikalisch und inhaltlich erstklassiges Album gelungen, das selbst – wie steht es so schön sinngemäß im Pressetext – Deutschpunk-Hasser bekehren könnte.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.07.2011

Tracklist

  1. Zyprinus
  2. Dunkle Bilder
  3. Der ungleiche Bruder
  4. Der Luxus unter wilden Tieren
  5. Der Tag
  6. Misanthrop
  7. Keine Zeit
  8. Sag bloß nicht deutsch (zu mir)
  9. Borracho
  10. Einbauküche
  11. Berlin
  12. Bei Inge
  13. Kreuzberg ist tot
  14. Albtraum

Besetzung

  • Bass

    McMurphy

  • Gesang

    Toxic Stevie

  • Gitarre

    Kayser, T. W. Schwoll

  • Schlagzeug

    Miguel

Sonstiges

  • Label

    Destiny Records

  • Spieldauer

    40:10

  • Erscheinungsdatum

    24.06.2011

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