Die spinnen, die Finnen. Den Eindruck bekommt man von MEDEIA, wenn man sich deren grenzdebile Promovideos auf Youtube anschaut. Ernster zu nehmen ist allerdings der Sound der Truppe, der auch auf dem neuen Album "Abandon All" durchaus zu begeistern weiß. Die Genrebezeichnung Death Metal ist dabei allerdings nur aus Vereinfachungsgründen gewählt worden, denn MEDEIA haben einen überaus eigenständigen Stil, bei dem Death Metal nur die Basis ist.
Technisch hochwertiges Gitarrenspiel, das sowohl klassische Todesblei-Riffs, als auch Frickelparts sowie modernes Stakkato zu bieten hat, dazu Gebrüll und Geschrei von ROTTEN SOUND-Sänger Keijo Niinimaa, das man eher diversen Core-Spielarten zuordnen würde, atmosphärische, aber unaufdringliche Keyboards, hier und da ein bisschen dezenter Frauengesang im Hintergrund und zuguterletzt ein Hauch von finnischer Melancholie - so lässt sich die überaus hörenswerte Legierung beschreiben, mit der MEDEIA den Death Metal überziehen. Und obwohl das spielerische Niveau sehr hoch ist, verliert die Band sich nie im sinnlosen höher-schneller-weiter-Wettbewerb, sondern legt enorm viel Wert darauf, dass ihre Songs als solche funktionieren. Wohl auch aus diesem Grund gibt es auch nur gelegentliche Tempoausbrüche, oft agiert man in drückenden Midtempo, das vertrackte Rhythmen nur integriert, wenn es gerade mal gut passt.
Das Ergebnis all dieser Bemühungen ist eine drückende und überaus kräftige Wall Of Sound, die mit Macht über den Hörer hereinbricht und für ein intensives Hörerlebnis sorgt. Mit der richtigen Mischung aus Eingängigkeit in so manchem Refrain ("Abandon All", "The Will To Dominate"), brachialer Härte in den Riffs (in allen Songs), einem sorgsamen Maß an Melodie ("We All Fail", "The Burning") und einem treibendem rhythmischem Fundament (wiederum bei allen Songs) ist MEDEIA mit "Abandon All" ein starkes, frisches und eigenständiges Werk gelungen, bei dem lediglich das nicht ganz so hübsche Coverartwork aus dem Rahmen fällt.
FAZIT: "Abandon All" ist kein Album, dass man sich ständig anhören möchte, wer aber auf extremen Metal steht, dessen Grundlage Death Metal ist, aber sich kaum an Genre-Spielregeln hält, wird mit MEDEIA garantiert glücklich. Stilistisch nur bedingt vergleichbar sind die Finnen aber in ihrer Herangehensweise ähnlich einzigartig wie DISBELIEF.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.06.2011
Samuli Kuusinen
Keijo Niinimaa
Samuli Peltola, Pekko Mörö (live)
Laura Dziadulewicz
Janne Putkisaari
Spinefarm / Soulfood
40:39
27.05.2011