Mensch, dass manche Bands sich immer so sehr mit einer Selbstetikettierung limitieren. Von wegen Rock/Industrial, denn die Schweizer MEPHISTOSYSTEM klingen keinesfalls nach der x-ten ZEROMANCER- oder ORGY-Kopie. Logisch, auch auf dem dritten Album des Sextetts rocken Gitarren und sirren Synthesizer, aber „Construction Site“ bietet allemal mehr als Lederhosenelektronik.
Es finden sich durchaus auch mal SOUNDGARDEN-Einflüsse, SHOTGUN MESSIAH-Glam, HELLACOPTERS-Arschwackelei, STABBING WESTWARD- und TREPONEM PAL-Atmosphäre, Posthardcore-Dunkelheit, Stoner-Spirit, Space-Trips, FINGER ELEVEN-Alternative-Spuren, NINE INCH NAILS-Verkopftheit und jede Menge andere „Fremdkörper“ in der Musik der Herren und der Dame wieder. Speziell die Neunziger spielen bei der täglichen Heimbeschallung der Bandmitglieder wohl eine große Rolle, denn „Construction Site“ klingt zu keiner Zeit wie eine Veröffentlichung aus dem neuen Jahrtausend – von der modernen Produktion mal abgesehen.
Trotz der Vielzahl an Ingredienzien, die diese coole Beinahe-Nostalgie-Reise bietet, will keine totale Begeisterung aufkommen. Das liegt einerseits daran, dass sich sehr viele Parts ähneln und auch so manche Songstruktur sich recht oft wiederholt. Über eine dreiviertel Stunde würde der Mix in einer solchen Form eventuell noch funktionieren, doch nicht wie hier sage und schreibe 77 Minuten lang.
FAZIT: Bevor man einen Tonträger derart vollrammelt, sollte man besser noch einmal abwägen, wovon es zu wenig ist und wovon es „too much“ sein könnte, denn das Am-Stück-Hören des 16½ Songs starken Albums fällt dem Hörer unglaublich schwer.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2011
Nadia Ciacchetta
Abele Franzé
Abele Franzé, Pat Wydler, Trigga
Abele Franzé, Christian Luedi
Greg Szombath
Nadia Giacchetta (Moog), Trigga (Samples), Christian Luedi (Sequencer)
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77:06
2011