„With Bare Hands“ ist bereits der vierte Streich dieser brasilianischen Formation, die damit nun auch international Aufmerksamkeit erregen möchte. Die stilistische Einordnung fällt nicht eben leicht. Eine erste Assoziation wären – neben frickeltechnisch gemäßigten DREAM THEATER - die musikalisch ähnlich ausgerichteten LANFEAR, auch wenn Fronter Danilo Herbert über eine etwas bodenständigere Stimme verfügt. Außerdem sind Parallelen zur ehemaligen Nebenspielwiese von FATES WARNING-Sangesgott Ray Alder ENGINE auszumachen. Soll heißen: Neben progressiven sind traditionelle Einflüsse ebenso vorhanden wie modernere Klänge.
Den Südamerikanern gelingt es mit dieser Mischung fast über die komplette Album-Distanz die Spannung aufrecht zu halten, wirklich schwache Songideen sind eigentlich keine zu finden und Abwechslung ist garantiert. Gekonnt pendelt man zwischen härteren und ruhigen, teilweise sehr eingängigen Passagen. Das „Problem“ des Albums liegt vor allem im Soundbereich. Insbesondere die Gitarren hören sich äußerst steril an und auch das Schlagzeug klingt nicht eben natürlich. Sicher erzeugt die Band damit viel Druck, aber zur Grundausrichtung der Musik würde eine weniger künstliche Produktion wesentlich besser passen. Zweites Manko von „With Bare Hands“ ist die Länge des Albums. 14 Songs sind mindestens 4 zuviel. Insbesondere in der zweiten Album-Hälfte wirken einige Songs schon etwas ähnlich in Aufbau und Melodieführung. Von diesen Schönheitsfehlern abgesehen, müssten die meisten Fans des Genres mit dieser Platte eigentlich etwas anfangen können.
FAZIT: Mithilfe eines guten Sängers und überdurchschnittliche Songwriting sollte „With Bare Hands“ einige potentielle Liebhaber finden, sofern diese sich nicht durch den allzu synthetischen Sound abschrecken lassen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.03.2011
Ricardo Winandy
Danilo Herbert
Rodrigo Hidalgo
Rafael Pensado
Nightmare Records
64:49
18.03.2011