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Moonsorrow: Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa

Stil: Epic Heathen Metal

Cover: Moonsorrow: Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa

Als Schatten wandern MOONSORROW in das Land der Toten. So jedenfalls lässt sich "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa", der Albumtitel (den sich wohl kaum jemand außerhalb von Finnland fehlerfrei merken kann) des sechsten Longplayers der Großmeister des episch-hymnischen Pagan Metals, übersetzen. Inhaltlich stellt das Konzeptalbum die Fortsetzung des Vorgängers "V: Hävitetty" dar. Nach dem Ende der Welt hat eine kleine Gruppe von Menschen überlebt (was auch im Artwork des Albums Ausdruck findet), doch auch diese Schar ist dem Untergang geweiht.

Um diese Geschichte zu erzählen, gehen MOONSORROW einen heutzutage eher unüblichen Weg, denn "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" ist das dunkelste und härteste Album der bisherigen Diskografie - und vielleicht sogar das beste. Majestätisch ragen die vier Hauptsongs, die von drei hörspielartigen Zwischenspielen verbunden werden, auf und überschütten den Hörer mit einer schieren Fülle von prachtvollen Melodien und mitreißenden Emotionen. Hoffnungslosigkeit, Angst, Trauer, Wut - all diese Gefühle finden auf unnachahmliche Weise ihren Ausdruck in den Kompositionen, die nach Aussage von Sänger Ville Sorvali alles von der Band abverlangt haben, nie zuvor habe man so stark an den Songs arbeiten müssen, um sie in dieser Form aufnehmen zu können. Und so ist es auch für den Hörer zunächst nicht einfach, Zugang zu "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" zu finden, doch wenn der Break-Even-Point einmal überschritten ist, so kann man sich ganz in die Songs fallen lassen, dann gehen die Gedanken auf die Reise in ferne Welten und man taucht in die Geschichte ein.

In diesem Zusammenhang haben die Zwischenspiele eine wichtige Funktion, auch wenn sie jeweils keine zwei Minuten lang sind. Doch sie vereinfachen es enorm, vor dem geistigen Auge Bilder entstehen zu lassen, an denen sich das Konzept aufhängt. Die wiederkehrenden Themen in den Melodien sind ebenfalls ein zentraler Aspekt, an dem man sich zunächst orientieren kann, bis man anfängt, das Album zu begreifen. Und dann bohren sich eben diese Harmonien tief ins Bewusstsein um von dort immer wieder vor dem geistigen Ohr zu erscheinen und beim Hörer eine Gänsehaut zu verursachen. Das kann nicht funktionieren? Ja, sollte man meinen, doch die Wirkung der Musik auf diesem Album ist in der Tat tiefgehender als bei den meisten anderen Werken.

Sternenlos lässt sich der erste Song "Tähdetön" übersetzen und genauso düster, schwer und hoffnungslos beginnt dieses Lied, bevor nach einigen Minuten die akustischen Gitarren und später auch die folkigen Klänge für eine Befreiung aus der erdrückenden Schwere sorgen. Villes klagend-leidender Gesang drückt die Stimmung des Songs perfekt aus und die Melodien sind gleichermaßen unaufdringlich wie eindringlich. "Muinaiset" startet treibend und mit einer grandiosen Melodie, peitschende Gitarrenläufe und hymnische Chöre sorgen für das typische MOONSORROW-Klangerlebnis, zum Ende hin nimmt der Song an Eingängigkeit zu. "Huuto" stellt das große Kontrastprogramm auf "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" dar - inhaltlich wird die Geschichte immer dunkler, der Song dagegen überrascht mit unerwartet hoffnungsvollen Melodien und ist der zunächst am leichtesten zugängliche Track, erst im weiteren Verlauf nimmt die Finsternis auch musikalisch wieder Überhand. Die zum Sterben schöne Melodie am Anfang von "Kuolleiden Maa" läutet das atemberaubende Finale ein, das zwischendurch mit schwarzmetallischer Raserei die Vielfalt von MOONSORROW unterstreicht. Diese Worte beschreiben jedoch nur unzureichend, was alles in den Songs passiert. Auch nach dem x-ten Durchlauf finden sich Passagen und Elemente, die man zuvor so noch nicht wahrgenommen hat und doch wirken die Songs zu keiner Sekunde überfrachtet. Ein Kunststück, das nur ganz wenige Bands in der Lage zu vollbringen sind.

FAZIT: "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" ist der erste ernstzunehmnde Anwärter auf das Album des Jahres 2011 und begeistert mit einer unglaublichen Fülle und faszinierendem Detailreichtum genauso, wie mit seiner kathartischen Atmosphäre. Lediglich die Produktion, die in den Bässen zu nahe an den Peaks ist, verhindert hier die Höchstwertung, nichtsdestotrotz ist MOONSORROW ein nahezu perfektes Album gelungen.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.02.2011

Tracklist

  1. Tähdetön
  2. Hävitetty
  3. Muinaiset
  4. Nälkä, väsymys ja epätoivo
  5. Huuto
  6. Kuolleille
  7. Kuolleiden Maa

Besetzung

  • Bass

    Ville Sorvali

  • Gesang

    Ville Sorvali

  • Gitarre

    Henri Sorvali, Mitja Harvilahti

  • Keys

    Markus Eurén, Henri Sorvali

  • Schlagzeug

    Marko Tarvonen

Sonstiges

  • Label

    Drakkar / Sony Music

  • Spieldauer

    61:11

  • Erscheinungsdatum

    25.02.2011

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