Nach einer EP speist sich der Indie-Sound von MOPEDROCK zu gleichen Teilen aus Punk, französischem Chanson und poppigem Rock vor allem britischer Couleur. "Vasistas" strotzt innerhalb dieser Koordinaten vor Kreativität und stringenter Liedschreibekunst zu gleichen Teilen.
Klingt "Leave Your Home" erstmals launisch müßiggängerisch wie OASIS, hat man bereits zwei zappelnde Hits mit frankophoner Hibbeligkeit hinter sich, die für die Gruppe eingennehmen, zumal man den Gesang wunderbar versteht, was Musiker in der Nachbarschaft bekanntermaßen nicht immer pflegen. MOPEDROCK sind bei aller Massentauglichkeit mitnichten labbrig, sondern lassen Kanten stehen, wenn sie komponieren, was man vor allem am leichtfüßigen, aber eben kratzigen "Paradis" hört, ganz zu schweigen generell von den dringlichen und oftmals im Duett vorgetragenen Texten, die vor allem bei "Le Petit Nicolas" verzücken, denn Merke: Sarkozy reimt sich auf Mussolini.
Das kontemplative "Ces Choses-Là" rechnet unter anderem mit der Hektik des Alltags ab und sagt Ja zur Zweisamkeit, wobei man sich an die Monotonie von VELVET UNDERGROUND erinnert sieht. Hinten hinaus wird die Scheibe auffallend hart, nachzuhören mit "1234567" oder "Distributeur de Bonheur". "Blanche-Neige" steht in der Tradition alter Crooner und läutet die Weihnachtszeit klanglich eher ein als der widerborstige Abschluss "Punk de Noël". Schillernd ist Trumpf, und so begleiten MOPEDROCK mit Nachhalt durch alle Jahreszeiten.
FAZIT: Französisch macht mit MOPEDROCK Spaß - zwischen Schrammel-Indie und ausgeklügelter Musikalität mit Noise-Sozialisierung platziert die Combo zwei Handvoll treffsicherer Songs auf dem Markt, die scheuklappenfreie Geschmacksmenschen, die sowohl Gainsbourg als auch Garage mögen, gut reinlaufen dürften.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2011
Jakob Ortis, Marlies Schläger, Andreas Leikauf, Nicoletta Hernández
Konkord
37:55
21.10.2011