Das Turiner Fourpiece scheint nicht so ganz zu wissen, wo es sich stilistisch hinbewegen will, doch das ist mitnichten eine schlechte Sache, denn dieses Heterogene sorgt für reichlich Spannung. Anfangs.
Manchmal tönen NYMPHEA MATE wie aufgebohrte COLDPLAY, dann wieder könnte man meinen, MANDO DIAO seien nun doch wieder rockiger geworden, und es gibt Parts, bei denen glaubt man beinahe, irgend eine 90er-Boyband sei nun auf den Indie-Rock-Trichter gekommen und würde nun einen auf MANIC STREET PREACHERS machen. Und hiermit wären wir schon beim Hauptproblem auf „Endio“: Die vier Italiener machen ihr Ding zwar richtig gut, und die Melodien bleiben im Gedächtnis haften wie „ä babbisch Gutzl“, aber sie haben sich auch rund sechs Jahre nach ihrer Gründung noch kein Alleinstellungsmerkmal erspielt beziehungsweise erkomponiert.
Immer wieder schwirren einem Namen etablierter und populärer Bands durch die zerebralen Korridore, flitzen durch eine der unzähligen Türen und klatschen sich mit den Namen anderer etablierter und populärer Bands ab, die dann wieder Bürostuhlwettrennen mit ihren Kumpels veranstalten. Es mag die ersten „Endio“-Hördurchgänge noch eine ganz nette Angelegenheit sein, sich die poppigen Rocknummern anzutun, doch die Abnutzungserscheinungen machen sich zu schnell bemerkbar, sodass der Drang, die Scheibe aufzulegen, recht bald nachlässt.
FAZIT: „Endio“ ist eines dieser „guten Alben“, auf denen die Bands einerseits alles richtig, aber gleichzeitig alles falsch machen. Es ist halt nicht immer genug, einfach nur gute Songs zu schreiben, sondern auch solche, die man immer wieder gerne hört, weil sie anders sind, und ohne dass andere sie schon in ähnlicher (und letztendlich doch besserer) Form geschrieben haben.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.12.2011
Riccardo Mariatti
Enrico Bontempi, Vico Righi
Enrico Bontempi, Vico Righi
Andrea Berruti
Hertz Brigade/Audioglobe
48:11
02.12.2011