Hm, ich scheine im Moment bei den ausstehenden Rezensionen ein glückliches Händchen zu haben, der Zweitling der Franzosen SIDEBLAST ist schon die x-te Scheibe in Folge, die mich irgendwie gefangen nimmt. Ob die oben gewählte Kategorie mit Death und Thrash so ganz richtig ist, will ich nicht beschwören, eher ist sie zu eng begrenzt.
Zunächst muss man SIDEBLAST unumwunden zugestehen, dass sie schon beim Opener „Cocoon“ ausgesprochen zackig zu Werke gehen und ihr modernes Gebräu aus Death und Neo-Thrash sofort zündet. Dieses liegt sicher am exzellenten Schlagwerker, der sich häufig sogar in Blastbeats austobt und eine ziemliche Kante modernen Grindcores einfließen lässt. Obwohl mir kalte Triggersounds nicht unbedingt liegen, passen sie hier wie die Faust auf Auge, lassen sie doch durch ihre Klarheit der Vielschichtigkeit der Songs genug Raum zum Atmen, womit wir beim nächsten Pluspunkt wären.
Auch wenn sich das Gitarrenriffing häufig im schneidenden Stakkato verliert und an FEAR FACTORY mit erheblich höherer Schweine-Ton-Dichte erinnert, reißen die Keyboards und Samples das Steuer herum und peppen die Songs oft im Untergrund erheblich auf, sei es durch seltsame Kindergesänge oder ganze orchestrale Passagen hinter den feist alles wegbügelnden Gitarren. Die Mischung erinnert dann an so etwas wie WALTARI zu „Space Avenue“-Zeiten auf Brutalo-Trip im Karate-Studio, wobei Sänger Fredd zwischen bösen Growls und heiseren Shouts pendelt, auf Experimente wie klare Gesänge aber komplett verzichtet und so erheblich zur Brutalität von „Cocoon“ beiträgt. Wenn die Scheibe ein Manko hat, ist es vielleicht eine gewisse Gewöhnung an den eigentlich ungewöhnlichen Stil der Band, die im Laufe der Zeit eintritt. Die Franzosen schaffen es aber immer durch neue kleine Ideen und Feinheiten das Interesse des Hörers aufrecht zu erhalten.
FAZIT: Irgendwie sind SIDEBLAST ganz eigen: brutal, eingängig, energetisch und mit hohem Wiedererkennungswert. Noch eine Band, die große Beachtung verdient hätte und deren Entwicklung man unbedingt im Auge haben sollte. Große Klasse.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2011
Nacim
Fredd, Sebb
Noam
Noam
Sebb
Cyclone Empire
43:23
28.01.2011