Auch wenn SIMEON SOUL CHARGERs Longplayer-Debüt (nach zwei EPs und einer Single) auf RPWLs Gentle Art Of Music-Label erscheint und von YOGI LANG final bearbeitet wurde, darf man keinen samtweichen New Art-Rock mit Anleihen bei der Atomherzmutter PINK FLOYD erwarten.
Viel deutlicher wird eine ganz andere Band mit den Musikern aus Ohio in Verbindung gebracht: LED ZEPPELIN.
Anleihen gibt es durchaus, was das Ungestüme der Musik betrifft, doch wenn Aaron Brooks gleich auf „Vedanta“ den Mund aufmacht, wird eine ganz andere Assoziation geweckt: hier feiern die wilden Sprösslinge von IAN ANDERSON und JETHRO TULL eine Hardrock-Party, die mit einem Auge Richtung Seattle schielt. Das nächste Lied „God Lends A Hand“ beweist danach umgehend, dass die Band Humor besitzt. Hier trifft eine männliche LADY GAGA auf rüden Rock.
Was Abwechslung angeht, lassen sich SIMEON SOUL CHARGER nicht lumpen. Heavy Progressive Rock, eine Prise Blues, Grunge und in den ruhigen Stücken der zweiten Hälfte geht es auch schon mal psychedelisch-folkig Richtung Americana.
Das besitzt ruppigen Charme, bleibt jederzeit identifizierbar, nicht nur wegen der eigenwilligen Stimme Aaron Brooks‘ (wir erinnern uns: IAN ANDERSON trifft ROBERT PLANT trifft LADY GAGA. Naja, letztere nicht wirklich…).
Besonders gefallen das orgiastische und knackig-kurze „Through The Trees They Talk”. Typen in Holzfällerhemden lassen es in der Halle des Bergkönigs krachen, entschleunigtes und flirrendes Intermezzo inklusive. Das entspannte „And He Skinned Them Booth“ überzeugt mit sattem Country-Einschlag, und das kurze Instrumental „Tooth“, bringt uns beinahe weltmusikalische Flötentöne nahe.
Das achtminütige „Into The Afterlife“ wirkt im Mittelteil ein wenig einschläfernd, bevor es krachend explodiert. Das noch längere „The Swallowing Mouth“ ist mit seinem wilden Mix aus halluzinierender Zirkusmusik und düsterem Prog-Musical mit schmetternden Gitarren ein würdiger Abschluss.
FAZIT: „Meet Me In The Afterlife“ ist ein abwechslungsreiches Debüt, sauber produziert ohne klinisch rein zu klingen. Präsentiert von einer Band mit Wiedererkennungswert und Potenzial. Kleinere Mankos werden durch die druckvolle Performance und etliche starke Momente ausgeglichen. Es ist noch einiges an Luft nach oben, aber dran schnuppern sitzt bereits drin.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.03.2011
Spider Monkey
Aaron Brooks, Rick Phillips
Rick Phillips, Aaron Brooks, Spider Monkey
Aaron Brooks
Joe Kidd
Aaron Brooks, Rick Phillips, Spider Monkey
Gentle Art Of Music
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04.03.2011