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Sixxxten: Automat Supérieur

Stil: Alternative / Indie / Prog

Cover: Sixxxten: Automat Supérieur

Beim Intro "Der sympathische Prototyp" wird einem angesichts der Wortgewalt von SIXXXTEN ganz schummrig zumute: "Automat Supérieur überrascht auch mit den eigentlichen Songs vom Fleck weg als großes Deutschrock-Kino - und das nicht nur textlich.

"Was uns heute noch hart macht, bringt uns morgen auch um" - diese Hookline von "Wodka Hypnotika" lässt sich auch auf die Musik von SIXXXTENs Zweitling münzen. Die Gruppe dient sich allem Schönen und Guten an, was Deutschland auch im internationalen Indie-Betrieb emanzipiert hat. "Bilder von Bergen" klingt zwar ein bisschen nach QUEENS OF THE STONE AGE, doch in Sachen wie "Commodore Jihad" schwingt stets auch die elektronische Schrulligkeit von beispielsweise THE ROBOCOP KRAUS durch, gleichwohl im härteren Kontext, denn wenn bei SIXXXTEN eines dominiert, dann die Klampfen.

Der Titeltrack mit verfremdetem Refraingesang klingt hingegen leicht funky und kündigt das folgende "Der goldene Roboter" an, eine stoische und vor allem lyrisch düstere Zeitgeist-Abrechnung wie später auch der forsche Feger "Gedicht für Egoisten". Hinterher stößt "Grab im Wald" zumindest musikalisch vor den Kopf, da es vordergründig auffallend harmonisch klingt. Unter der Oberfläche brodelt es aber auch in diesem Stück: "Hier ist es längst nicht mehr gefährlich, und es gibt nichts zu verlieren." Wie mehrere andere Tracks befeuert der Bass "Geist", einen instrumental ansonsten immens dichten Vertreter des SIXXXTENschen Musikverständnisses. Neben deutschen Vorreitern dürfte in den Playern der Mitglieder auch Stoff wie MELVINS laufen.

"Blut rein / Blut raus" bietet wiederum Kontrastprogramm und wirkt im Zusammenspiel von fiesem Text mit verhältnismäßig heiterer Musik ironisch gebrochen. Der 3. Raum - untertitelt mit "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff" - vermengt NDW-Keyboards mit hart rockendem Hitpotenzial zum definitiven Anspieltipp auf "Automat Supérieur". Lauscht man "Kalte Stadt", fühlt man sich rein assoziativ an die Kollegen von KANTE erinnert; wer denen und ähnlichen Protagonisten jedoch immer Hornbrillen angedichtet hat und krampfhaft nicht auf Bands können will, die die deutsche Alterna-Presse abfeiert, sollte gerade SIXXTEN zuhören, denn trotz immens kluger Texte wirkt die Gruppe nicht, als biedere sie sich der Studentenfraktion an, zumal sie musikalisch viel zu viele Kanten zur Schau stellt.

FAZIT: Die Zeiten für deutschsprachige Musik sind abseits widerlicher Onkelkinder besser denn je, und SIXXXTEN erweisen sich mit "Automat Supérieur" als widerborstige Rocker (!) mit Texten voller Galle zwischen Punk, teutonischer Schrulligkeit und auch musikalisch hoher Intelligenz. Vergleiche tun sich kaum auf - ein ausdrückliches Plus.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.11.2011

Tracklist

  1. Der sympathische Prototyp
  2. Wodka Hypnotika
  3. Bilder von Bergen
  4. Commodore Jihad
  5. Automat Supérieur
  6. Der goldene Roboter
  7. Grad im Wald
  8. Geist
  9. Blut rein / Blut raus
  10. Gedicht für Egoisten
  11. Der 3. Raum
  12. Kalte Stadt

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Redfield / Alive

  • Spieldauer

    38:47

  • Erscheinungsdatum

    11.11.2011

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