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The Trashy Lullabies: Trashington Avenue

Stil: Dance Punk

Cover: The Trashy Lullabies: Trashington Avenue

Mal etwas Neues und einmal mehr nahezu Rock-freie Zone: TRASHY LULLABIES bezeichnen sich nicht unzutreffend als Garagentechno, und wir interpretieren dies als Rückgriff auf die Tanztempel-Musik der beiden vorletzten Dekaden des 20. Jahrhunderts im Verbund mit einer inhaltlich zumeist weitergreifenden Komponente, für die ein angenehm nahbarer Sänger steht.

"Doctor" ist gleich Eighties-Retrodisco vom Feinsten: Stoisches Eins-Zwei und Robotergesang im Hintergrund verbinden sich mit Clod Lehmanns punkiger, aber warmer Stimme zu einem auf den Refrain fokussierten Hit, der trotz seines Minimalismus nicht einmal offensichtlich klingt und durchaus Tiefe besitzt. "Live Forever" funktioniert nach dem gleichen Prinzip, wenngleich der nerviges Detune-Effekt auf der Stimme (man denkt an eine gewisse ewig junge Popdiva) zumindest Nicht-Szenegänger verärgert. "Drown In Irony" macht einen schmierigen Schwenk in die Siebziger, verbleibt gesanglich unbehandelt und leicht funky.

"Hello, I love You" kommt ob der tiefen Stimme (nebst tuntigem Fisteln dahinter) wie klassischer Wave daher, so man das einstweilige 8-Bit-Fiepen vergisst. "The Planets Last Bastards" geht mit seinen Rhymes von Gastrapperin MC Angel zumindest am Ohr des Rezensenten vorbei, bietet aber coole Gitarrenarbeit. In "Disniland" spielen TRASHY LULLABIES all ihre Trümpfe aus - anheimelnde Gesangsmelodien und einen loungigen, aber hörbar findig arrangierten musikalischen Background, der bisweilen verhalten heavy wird. "Witness of the Underground" lädt zum Zappeln auf der Tanzfläche ein, bietet aber einen textlichen Mehrwert (bitte selbst einlesen), den man der Band ganz allgemein abseits der allzu trivialen feel-good-Songs hier und dort attestieren darf.

"Siluet" führt den Reigen in diesem Sinn fort und tönt latent wehmütig, zudem anders also sonst recht dicht. Erstaunlich, wie TRASHY LULLABIES zum Ende hin an Fahrt gewinnen: "In the Bushes" ist ebenfalls ein Highlight, da die Vocals im Vordergrund stehen, ohne dass die Musik zerfasert oder unnötigen Zierrat darstellt - ein Zeichen für die kompositorische Güte der Gruppe. Zuletzt "Little Sister": Elektronisches Geglucker vereint sich mit anheimelndem Duo-Gesang und sämig natürlich angezerrten Gitarren. Tolles Ding, das eingedenk der vorangehenden Stücke auch Kostverächter wie den Schreiber überzeugt. "Trashington Avenue" kann und darf man auch hören, wenn man nicht zu viel zu lautem Gewummer im Lichtlosen mit dem Hintern wackelt.

FAZIT: TRASHY LULLABIES bauen eine Brücke zwischen GOOSE (belgischer Dance-Punk), vielleicht auch AIR und vor allem DAFT PUNK. Dabei tragen sie eher die speckige Lederjacke als den Zweireiher und trinken lieber Bier, statt Pillen zu schmeißen. Stilistische Waghälse leihen ihnen ein Ohr, denn Genre hin oder her: Die Songs gehen mit wenigen Ausnahmen mehr als in Ordnung.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.09.2011

Tracklist

  1. Intro
  2. Doctor
  3. Live Forever
  4. Drown In Irony
  5. Hello, I love You
  6. The Planets Last Bastards
  7. Disniland
  8. Witness of the Underground
  9. Siluet
  10. In the Bushes
  11. Little Sister
  12. Outro

Besetzung

  • Bass

    jon!

  • Gesang

    Clod Lehmann

  • Gitarre

    Yabba

  • Keys

    Holger

  • Schlagzeug

    Pascal Sonntag

Sonstiges

  • Label

    Non Stop Music / Dirty 'n' Weird

  • Spieldauer

    46:39

  • Erscheinungsdatum

    09.09.2011

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