Dass in Osteuropa guter Jazz gespielt wird, ist nichts Neues, bloß hat es die dortige Szene schwer, anderswo Fuß zu fassen, sodass sich die Protagonisten nicht selten mit Gehilfen von internationalem Renommee umgeben. Im Falle dieser slowakisch-polnischen Zusammenarbeit heißt die Prominenz Ulf Wakenius, bekannt durch seine Arbeit mit dem seligen Fabelbassiten Niels-Henning Ørsted Pedersen.
Dabei hat das AMC TRIO kein Namedropping nötig. Seine Kompositionen zeichnen sich durch Bedachtsamkeit und feine Nuancen aus. Gleißen mögen irgendwelche Fusion-Sternschnuppen – und schnell verglühen –, doch diese drei Herren zeigen sich nach jahrelanger Kollaboration bestens aufeinander eingespielt, sodass feinste Nuancen spektakulär genug klingen, um prahlerische Virtuosität unerheblich zu machen.
„Because Of Your Sad Eyes“ und „Say Hello To Zuzana“ geben gleich zu Beginn die beiden Stimmungspole von „Soul Of The Mountain“ vor: Konstruktive Melancholie einer- und realistische Freude andererseits, wobei die beiden einschränkenden Adjektive bewusst gewählt wurden, denn der erwachsene Vortrag der vier Musiker lässt keine Extreme zu, wohl aber immer ein leichtes Latin-Flair und Samthandschuh-Gitarren; Wakenius zeigt sich in Hochform, insbesondere im perlenden „Thor-Iza“, wobei dem hohen Tempo zum Trotz stets Raum für griffige Spitzen bleibt, die das Ohr nicht so schnell loswird. Der eingangs erwähnte Dualismus erfährt mit dem traurigen „Please Don't Explain“ beziehungsweise im Titelstück eine Wiederholung.
Hinterher fällt „Different Inside“ besonders energisch und laut aus, was dank der dynamischen Produktion besonders deutlich zur Geltung kommt. Der Star des Stücks ist Adamkovic, bevor Wakenius im wiederum geruhsamen „She Is So Beautiful“ seine melodischen Qualitäten beweist. Der Abschluss „Long Winter“ gestattet ihm, sich vor vertrauter Akkordfolge in ausdrucksvoll solistische Höhen aufzuschwingen und bereitet dem Bewährtes mit Frische aufbereitenden Reigen ein folgerichtiges Ende.
FAZIT: „Soul Of The Mountain“ wäre bei einem Label wie Verve oder Prestige ein reißenden Absatz versprechender Release; so gereicht es den Machern wenigstens zum Status eines Jazz-Untergrund-Tipps mit strahlendem Namen an der Spitze, dessen Träger jedoch keine herausragende Rolle annimmt, sondern sich stimmig der gemeinsamen Sache fügt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.10.2012
Martin Marincák
Ulf Wakenius
Peter Adamkovic
Stanislav Cvanciger
Hevhetia
50:26
01.02.2008