Auch im beschaulichen Pirmasens wird die Post gerockt. COLARIS sind ein klassisches Trio und bieten auf diesem von Phil Hillen produzierten Einstand (die EP vorab gibt es kostenlos bei Bandcamp) einen ansprechend dynamischen Sound ohne Genre-Neuerungen, aber dafür mit Stimmung und der auf englisch so gern bemühten „closure“.
Dies bedeutet, die Tracks auf „Renewal“ sind allesamt um ein Motiv konstruiert und tragen sich dementsprechend von selbst. Lahme Ambient-Redundanz und Schrammeleien verkneifen sich COLARIS; stattdessen wird im Opener sinnigerweise eine Klangmauer aufgebaut und eingerissen. Spielerisch beeindruckt vor allem Drummer Julian (höre „Unveiled“) durch sein Feingefühl, und immer, wenn Jessie zu weit in klischeeträchtige Gefilde vordringt, greift das Konzept Kompaktheit. Dann findet die Gruppe zu feisten, griffigen Riffs zurück, die jeden Song als gesonderten unterscheidbar machen.
In „Reveal“ und dem mitnichten grottigen, sondern nach Eishöhle im Gebirgsmassiv klingende „The Cave“ sind es jedoch die verzahnten Melodien zu Beginn, die für COLARIS einnehmen. „Trail“ ist das gewaltigste Stück und gleichzeitige Highlight auf „Renewal“, birgt sowohl schweren Post-Doom als auch fein ziselierte Shoegaze-Augenblicke in sich und tönt nicht einmal abgegriffen. Wie sich die drei Musiker weiterhin entwickeln werden, sollte man nichtsdestoweniger kritisch beobachten, denn viel mehr lässt sich in diesem Bereich nicht ausrichten.
Das aufbrausende „Focus Shift“ sowie der Abschluss „The Way Of Origin“, ein wiederum besonders schwerer Brocken, deuten vielleicht an, wohin die Reise gehen wird. Bis auf weiteres gefallen COLARIS durch ihren unaffektierten Umgang mit der Materie. Dennoch gilt es, sich in Zukunft einer breiteren Palette zu bedienen, um nicht auszulaugen.
FAZIT: „Renewal“ ist ab die Post mit viel Für und wenig Wider, guten Songs und Ideen vor altbekannter Kulisse.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.04.2012
Philip
Jessie
Julian
Whooaargh / Revolvermann
51:47
20.04.2012