Bei Namen wie MAKRODEX oder VINTERLAND geht Schweden-Spezialisten das Herz auf, und unter anderem aus Mitgliedern dieser Kultgruppen rekrutierten sich CRYPT OF KERBEROS, deren 1993er Album hiermit neu aufgelegt wurde, Proberaum-Aufnahmen als Bonus inklusive.
Die Band aus Eskilstuna spielt auf „World Of Myths“ weder ruppigen Stockholm- noch melodieverliebten Göteborg-Death (die forschen Parts, etwa im Opener „The Canticle“ gehen vage in diese Richtung). Stattdessen verband man kehliges Grollen an der Front mit verspielter, semi-technischer und mitunter sehr klassisch metallischer Musik, höre etwa „Dream…“ mit überzeugendem Klargesang, den man sich heute in so wenig abgedroschener Form bei den meisten Genre-Bands wünschen würde. So zahlreich die Wendungen innerhalb der Songs sind, so schlüssig wirken sie alle. Der heuer als Solokünstler bekanntere Peter Bjärgö und sein Spießgeselle Jonas Strandell solieren und riffen um die Wette, in extrem schleppenden wie rasenden Passagen - „Stormbringer“ etwa hat beides zu bieten.
Ein Track wie „Ancient War“ steht vielleicht exemplarisch für den Stil von CRYPT OF KERBEROS, denn das Quintett vereint eine Menge unter einem wasserdichten Hut, ohne sich konkret mit Kollegen vergleichen zu lassen. Ideell allerdings steht man den frühen NOCTURNUS nahe, was den sporadischen Keyboard-Einsatz („Sleeping God“, eine instrumentale Abfahrt) und die irgendwie außerweltliche Stimmung der Musik betrifft. Letzten Endes zählt aber vor allem das Songwriting, und das kann sich neben dem der bereits genannten Stücke gleichfalls sehenlassen. Eriksson gehört noch zu jener Generation, bei der Schreien nicht Makulatur war, sondern aufrichtiger emotionaler Ausdruck. Dass er über eine variable Stimme verfügt (fast keifend etwa während des kriechenden „Nocturnal Grasp “), ist umso besser.
Das Titelstück mit akustischen Passagen und hauchfein orientalischer Anmutung darf sich mit Fug und Recht als Klassiker des Swe-Death bezeichnen lassen, den kaum jemand kennt, was man aufs Album an sich übertragen darf. Was von CRYPT OF KERBEROS geblieben ist, sind weithin verstreute Mitglieder und eine nach wie vor aktuelle Reanimation, aber ob die Herren das hier noch einmal toppen können und müssen – die Zeiten haben sich geändert, und wieder heraufbeschwören lässt sich dieses Nineties-Feeling einfach nicht –, steht auch trotz der guten EP „Into The Ruins“ zu bezweifeln.
Der wirklich hörbaren Rehearsals hätte es im Anschluss an die reguläre Scheibe nicht mehr bedurft. Es wird Zeit, eine alternative Geschichte des nordischen Death Metal auch im Mainstream zu propagieren. Die Sahneschnitten lieferten nicht (nur) die heute großen Namen ab; diese hatten eben nur die finanzkräftigeren Labels und einen längeren Atem.
FAZIT: „World Of Myths“ ist ein Death-Metal-, nein generell klassisches Metal-Album für die Ewigkeit, denn so sollte diese Musik ungeachtet stilistischer Unterschubladen gespielt werden: Erfinderisch, leidenschaftlich, handwerklich überdurchschnittlich und hart, aber eben auch gefühlvoll und nicht nur „Produkt“. Kaufen Sie jetzt, falls sie es nicht schon dereinst getan haben.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.07.2012
Stefan Källarsson
Christian Eriksson
Peter Bjärgö, Jonas Strandell
Matthias Borgh
Pulverised / Soulfood
65:24
29.06.2012