Wenn eine junge Band - bzw. ein junges Projekt - nur ein Dreivierteljahr nach Gründung schon eine EP und ein vollständiges Album auf dem Markt hat, gibt's eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Die Musiker sind entweder so begabt, dass ihnen alles mehr oder weniger von alleine zufliegt, oder die Veröffentlichungen sind eher ein Schnellschuss.
FORLORN TALES sind, wohlwollend ausgedrückt, nicht direkt in die erste Kategorie einzusortieren. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Die Songs, die die Jungs auf "Servants Of A Fading Dawn" präsentieren, sind teilweise gar nicht mal so schlecht. Zwar ist man in Sachen Qualität noch ein gutes Stückchen von den großen Vorbildern FALKENBACH, THYRFING und insbesondere MOONSORROW entfernt, doch so manche Passage hat Hand und Fuß. Vor allen Dingen dann, wenn Sänger Michael Thomas (GRIMBLADE) grimmig growlt. Wenn dann die beiden Bandgründer, Denis Pfeffer und Manuel Klein, zünftige Gitarrenharmonien dazu liefern, klingt das sogar richtig stimmig. Nichts Sensationelles, aber etwas, das zumindest für die Zukunft etwas Gutes erwarten lassen könnte - wenn man sich denn dann mal ein wenig Zeit lassen würde. Manche Idee klingt nämlich noch unausgegoren, längst nicht jeder Song ist ein Volltreffer, und an Songs, die die Zehn-Minuten-Marke überschreiten - so wie der Titelsong - sollte man sich auch nicht unbedingt schon nach einem guten halben Jahr des Bestehens heranwagen.
Auch beim Riffing wünscht man sich ein wenig mehr Identität und Abwechslung; zu oft begnügen sich FORLORN TALES mit einfallslosen und sich in tiefen Ebenen bewegenden Stakkato-Riffs. Und über die Passagen, die Michael Thomas versucht im Klargesant zu bestreiten, würden wir am liebsten den Mantel des Schweigens breiten - die sind nämlich von ausgenommen trauriger Gestalt.
FAZIT: Gute Ansätze sind fraglos vorhanden. In punkto Epik (nur epische Songtitel alleine reichen noch nicht) und Abwechslung könnte man noch eine ordentliche Schippe zulegen; was zudem noch hier und da fehlt, sind griffige und große Melodien. Also beim nächsten Mal einfach mal nach dem Songwriting ein paar Wochen Pause machen und danach die Ideen noch einmal überarbeiten. Dann wird's garantiert auch besser.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.01.2012
Michael Thomas
Manuel Klein, Denis Pfeffer
Manuel Klein (Programming)
Eigenvertrieb
48:44
02.12.2011