Hätten FORTÉ neben Fabel-Basser Rev Jones auch noch ihren zweiten Sänger James Randel (OLIVER MAGNUM) zurück ins Boot geholt, wären alteingesessene Thrash-Kenner steil gegangen, aber auch so ist das Quasi-Comeback stärker ausgefallen als die bislang letzte Scheibe „Rise Above“.
Was die Musiker aus Oklahoma nach ihrem Klassiker „Stranger Than Fiction“ nie wieder so vordergründig zu Gehör gebracht haben, nämlich abartige Virtuosität bei dennoch starkem Zug geradeaus, gelingt ihnen auch auf „Unholy War“ nicht. Zudem bleibt Frontmann Thompson nach wie vor der Schwachpunkt der Truppe, denn er bekommt keine allzu zwingenden Gesangsmelodien auf die Reihe. Davon abgesehen wurde Plektrum- und Tapping-Meister Jones zu weit in den Hintergrund gemischt; „Unholy War“ besitzt eine ähnlich blutarme Produktion wie alles, was die Gruppe nach „Division“ herausgebracht hat. Das in Ludwigshafen aufgenommene Debüt gilt weiterhin als Maßstab.
Was die Scheibe trotz dieser Nörgelei aus dem Wust zumeist entbehrlicher (aktueller) Thrash-Combos ragen ragen lässt, ist die hörbare Abgeklärtheit der Macher, ihre hohe Musikalität und geschlossener als zuvor das zwingende Songwriting, zu hören vor allem in PRIESTerlich melodischen „Take The Mark“ sowie dem verspielten „Gears Of Damnation“ und dem harmonischen Abschluss „Light To The Blind“, bei dem man sich einen ausdrucksstärkeren Sänger wünscht, denn dieser würde das Stück veredeln.
Das fast so unbekümmert wie der Neunziger-Einstand hämmernde Doppel aus „Absolute Power“ und „Stronger Than Death“ ist ebenso hörenswert, die Power-Metal-Ballade „Undying“ kehrt die Achillesferse Gesang besonders deutlich hervor. Insgesamt ergibt dies viel Licht und wenig Schatten, weshalb man eingedenk eines Schusses Nostalgie eine Empfehlung aussprechen darf – gerade angesichts der unsäglichen Retro-Thrash-Welle, wahlweise im Spaß- oder Necro-Bereich.
FAZIT: FORTÉ graben den meisten Bands der Thrash-Szene spielerisch immer noch das Wasser ab und befinden sich bezüglich ihrer Kompositionen wieder auf Treffer-Kurs. „Unholy War“ ist ein überdurchschnittlicher Genre-Release geworden und lässt hoffen, dass die Gruppe in Zukunft verstärkt am Ball sein wird.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.08.2012
Rev Jones
David Thompson
Jeff Scott
Greg Scott
Tribunal
35:51
12.06.2012