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Gravety: Into The Grave

Stil: Heavy Metal

Cover: Gravety: Into The Grave

GRAVETY aus dem Saarland bestehen seit rund zwei Jahren und legen hiermit ihr Debüt vor, eine interessante Mischung aus leicht epischem Metal und zwischenzeitlichem Gegrunze, das man gern als Alleinstellungsmerkmal hervorkehrt, derweil es dem Rezensenten gestohlen bleiben kann.

Dennoch: Ins Beinkleid geht dieser Schulterschluss zwischen Tod und Klassisch nicht, auch weil Fronter Kevin die tragende Kraft der Stücke ist. Gleich mit „Stroke Of Fate“ (nach knappem Intro) zielt das Quintett relativ direkt aufs Langzeitgedächtnis des Hörers, wenngleich es nicht plump gefällig klingt. Die Bridge schert weit aus (gedrosseltes Tempo), und Portz beweist, dass er auch verhalten aggressiver singen kann, was Klampfer Gernots Brüllleistung nicht schmälert, aber wie angedeutet fast unerheblich macht.

Dazu fabrizieren er und sein Partner zu treffsichere Riffs und Leads, derer man angesichts der guten Melodien des Frontmanns („Decay Of Life“) ruhig mehr spielen könnte. Der Eigeneinordnung „Doom-Thrash“ werden GRAVETY eigentlich nicht gerecht, auch nicht mit dem forschen „Judge Your God“ (cool spitze Schreie, wie man sie von alten Speed-Metal-Furien kennt), aber die Schubladisierung ist letztlich schnuppe – nennen wir es Heavy Metal –, solange gutes Songwriting im Vordergrund steht.

„False Messiah“ kehrt neben zähen Passagen mit Growls ebenfalls ein flottes Tempo hervor (was macht Walter Ulbricht im Intro?), klingt aber am stärksten, wenn Portz zum weitläufigen Chorus anhebt. Auch das verschmitzte Solo hat seinen Platz verdient. Mit dem Titeltrack sowie „Curse Of The Catacombs“ (angesichts des Titels erwartbar orientalisches Tonmaterial) verhärtet sich der Gedanke, dass GRAVETYs Vorzüge eindeutig im langsamen Bereich liegen, auch weil heutzutage ohnehin jeder wie blöde auf die Tube drückt und Muskeln zeigt. Hier klingt die Band tatsächlich schwermütig und beschwörend, wie man es von Iommi-Schülern erwartet. „Asylum“ gehört danach im Uptempo-Bereich zu den stärksten Stücken auf „Into The Grave“ und wurde streng am klassisch teutonischen Metal gebürstet, ohne genauso stumpf zu tönen wie dieser nicht selten – gut gemacht.

„Summoning Ritual“ ist absichtlich zerfahren und fällt deshalb ein wenig ab, zumal die Hooks hier nur unter der Lupe offenbar werden. Das vorab bekanntgegebene „Axe Of Execution“ („public viewing in medieval times“, smarter Vergleich) haben sich GRAVETY bis zum Ende hin aufgespart, doch es handelt sich mitnichten um ihren besten Track, vielmehr um den typischen Ausklang einer ebenso typischen Debütscheibe mit kleinen Schwächen, aber mehr Potenzial und Herz, als es größere Namen an den Tag legen.

FAZIT: Klingt es vermessen, GRAVETY als klitzekleine Brüder der neueren MANILLA ROAD zu bezeichnen? Der Vergleich sollte Interessierten zumindest zur Orientierung dienen – gute Band, hoffnungsvoll und sympathisch.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2012

Tracklist

  1. Entrance
  2. Stroke Of Fate
  3. Decay Of Life
  4. Judge Of God
  5. False Messiah
  6. Into The Grave
  7. Asylum
  8. Curse Of The Catacombs
  9. Summoning Ritual
  10. Axe Of Execution

Besetzung

  • Bass

    Simon Schmitt

  • Gesang

    Kevin Portz, Gernot Gebhard

  • Gitarre

    Philipp Albert, Gernot Gebhard

  • Schlagzeug

    Likas Didion

Sonstiges

  • Label

    Source Of Deluge

  • Spieldauer

    44:41

  • Erscheinungsdatum

    30.03.2012

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