Man mag es lustig finden, dass sich die Briten JETTBLACK im Titeltrack beim „echten“ Rocker anbiedern, doch „Raining Rock“ (hoffentlich keine SLAYER-Verarsche) beschreibt das Gefühl, eine packende Gitarrennummer zu hören, durchaus überzeugend. Dass Panzer-Udo am Ende der Scheibe ein Stelldichein in diesem Stück gibt, ist insofern tragisch, als der ehemalige ACCEPT-Mann auf dem absteigenden Ast sitzt, während dieses junge Quartett stärker aufspielt als auf seinem Einstand.
So rangiert die zweite Scheibe durchweg irgendwo zwischen Teutonen-Hauruck („Temptation“) und US-Glam der schmutzigen Sorte (man denkt während „Never Gonna Give It Up“ und „Less Torque, More Thrust“ etwa an SPREAD EAGLE oder SKID ROW). „Prison Of Love“ hat als Ballade folglich mehr von TESLA als albernem Stuss wie STEEL PANTHER, denn wo man zuvor den Verdacht hegte, JETTBLACK hätten die Ironiebrille an, musiziert in „System“ oder „Something About This Girl“ und „Sunshine“ (der Titel spricht für sich) eine erwachsene wie gewachsene Band. Die Riffs schmatzen, und die singende Doppelspitze spuckt nach Kräften in die Mikros, zumal mit einer Ausdrucksvielfalt, die über fast eine Stunde hinweg fesselt.
Die letzten drei Stücke sind besonders stark ausgefallen: „In-Between Lovers“ zieht vorneweg in die Stadien ein, „Side Of The Road“ bietet brillante Gitarrenarbeit feil, und „The Sweet And The Brave“ nähert sich vorsichtig den alten MR. BIG an. Da bräuchte es das unerträgliche Reibeisen in der Reprise des Titelstücks wie gesagt nicht …
FAZIT: Dicke Überraschung aus Großbritannien. JETTBLACKs Debüt nervte, aber „Raining Rock“ ist ein Hitalbum für Freunde von Yank-Rock mit ansprechender Härte und Spielwitz.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.05.2012
Matt Oliver
Will Stapleton, Jon Dow
Will Stapleton, Jon Dow
Tom Wright
Spinefarm / Universal
54:55
02.06.2012