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Joon Wolfsberg: Wonderland

Stil: Alternative Rock mit einem Hauch Grunge und Americana

Cover: Joon Wolfsberg: Wonderland

Arme JOON WOLFSBERG. Da gelingt es 2010 der Neunzehnjährigen (und ihrem musikalischen Vater) aufgrund einer feinen Demo-CD im erträumten Studio in Nashville zu landen und ihren Wunschproduzenten zu engagieren (Zach Allen). Dank dieses Kontakts spielen 2011 bekannte und arrivierte Musiker wie Dave Roe (letzter Bassist von Johnny Cash), Buddy Hyatt (TOTO-Pianist), Shawn Fichter (Schlagzeuger von Peter Frampton) und andere US-Musiker auf dem Debütalbum "Made In USA", nach dessen Veröffentlichung im Internet etwas vom LENA-MEYER-LANDRUT-Effekt kurisert. Doch von deren unbedarfter ich-bin-die-kleine-hyperaktive-Schwester-von-KATE-NASH-Attitüde ist WOLFSBERG glücklicherweise weit entfernt.

Stattdessen eine volle, samtene und energische Rockröhre, die wesentlich mehr Lebensjahre vermuten lässt als die (mittlerweile) reellen Zwanzig. Ein erster Gedanke: MELISSA ETHERIDGE hat zum ersten Mal eine hörenswerte Platte aufgenommen. Doch das greift zu kurz, ähnlich wie an eine Wiederauferstehung LINDA PERRYs als Sängerin zu denken. JOON WOLFSBERG, die auf dem aktuellen Album gleich mit drei kleineren Grunge-Legenden, Brad Smith und Christopher Thorn von BLIND MELON sowie dem ersten PEARL JAM-Schlagzeuger Dave Krusen, zusammenarbeitet (woraus wohl eine gemeinsame Tournee resultieren wird), ist schon was Eigenes. Auf „Wonderland“ trifft sich coole Laid-Back-Atmosphäre auf rockigem Grundgerüst mit den Erfahrungen, die aus Grunge und hemdsärmeligem Americana der frühen Neunziger gewonnen wurde.

Klanglich ist das exzellent in Szene gesetzt worden, die ökonomische Instrumentierung Bass, Gitarre, Schlagzeug, nur gelegentlich und dann effektiv angereichert durch Harmonica, Hammond Orgel und andere Begleitinstrumente, die sich nicht in den Vordergrund schieben, überzeugt und transportiert JOONs dunklen Gesang fast ohne Kollisionen vom Start- bis über die Ziellinie. Die ein oder andere Sequenz könnte zwingender in Szene gesetzt sein, dann fehlt der Druck und die Musik plätschert, zwar gefällig, aber ohne große Überzeugungskraft dahin. Der Abschluss „Cash & Dylan“ ist etwas zu viel respektvolle Heldenverehrung. Hier hätte mehr Schmutz, Rotz und Killermentalität gut getan. Der Titeltrack macht es doch vor. Stark auch der Opener „Big Fish“, das twangende „Hang Me Up To Dry“ sowie „Say Yes“, ein Liebeslied, das sich traut nicht als Ballade daherzukommen. „Wonderland“ offenbart eine Menge Potenzial. Alles wird noch nicht abgerufen, aber dafür hat JOON WOLFSBERG ja noch genügend Zeit und hoffentlich Gelegenheit.

FAZIT: „This is the Blues I’m singing“. Die individuelle Variante. Ausbaufähig, aber höchst ansprechend. Manch(e) Musiker(in) ist mehr als doppelt so alt und kommt nicht dahin, wo JOON WOLFSBERG bereits jetzt ist.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.06.2012

Tracklist

  1. Big Fish
  2. Darkness
  3. Wonderland
  4. Nothing To Lose
  5. Hang Me Up To Dry
  6. Love To Laugh
  7. I Would Die
  8. Say Yes
  9. Free Your Mind
  10. Painter
  11. Can't Get Me Down
  12. Cash & Dylan

Besetzung

  • Bass

    Brad Smith

  • Gesang

    Joon Wolfsberg

  • Gitarre

    Frank Ortegel, Christopher Thorn (el.)

  • Keys

    Zach Allen

  • Schlagzeug

    Dave Krusen

  • Sonstiges

    Joon Wolfsberg, Christopher Thorn,

Sonstiges

  • Label

    Cow Universe Records

  • Spieldauer

    45:17

  • Erscheinungsdatum

    01.06.2012

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