Was schreibt man hierzu: Der Frontmann von STRATOVARIUS blickt mit dem früheren Gitarristen von SONATA ARCTICA auf Großtaten zurück, die – genau – länger zurückliegen und nicht mehr zu wiederholen sind, wobei dem Hörer gezeigt wird, was er ohnehin längst wusste.
Die Songs von Timos weitgehend entbehrlichen Soloalben („Sleep Well“, „Serenity“) und das exklusive „Where My Rainbow Ends“ (ein austauschbarer Schlager von Jani, der perfekt zum unsäglichen „Coming Home“ passt) werden durch das finnische Traditional „Karjalan Kunnailla“ abgerundet. Was das Covern betrifft, so begehen die beiden Skandinavier entweder Verbrechen (Gary Moores „Out In The Fields“ müsste eigentlich dringlicher klingen, in DEEP PURPLEs „Perfect Strangers“ und RAINBOWs „Rainbow Eyes“ scheitert Kotipelto an Ian Gillans beziehungsweise Ronnie Dios stimmlicher Übermacht) oder fallen auf Vorhersehbares zurück (THE WHOs „Behind Blue Eyes“). Der Sound ist passenderweise intim und recht dynamisch, wenn auch zu clean. Die Stimme wird bisweilen wie die Gitarre (zum Melodiespiel) gedoppelt, aber von anderen Zugaben hat man abgesehen.
Liimatainen beschränkt sich aufs Dienstleisten, abgesehen zwangsläufig von STRATOVARIUS' Hit „Black Diamond“ und „My Selene“ von seiner eigenen Band, wo er etwas virtuoser aufspielen darf. „Speed Of Light“ verpufft in der hier gebotenen Schunkel-Version jedoch gänzlich. Im Übrigen haben sich die beiden keine ausgefallenen Arrangements ausgedacht; die nachgespielten Tracks halten sich strikt an die Original-Strukturen, was das nervige „Hunting High And Low“ etwa nicht besser macht. Dabei hätte man die Interpretation im Akustikgewand dazu nutzen können, den Stücken neue Seiten abzugewinnen.
Man muss einen Hang zur quengelnden Stimme des Sängers haben und generell beim Musikhören zum Schmachten neigen. Hach wie schön, Kuscheln mit Freundin und so …
FAZIT: Ohne Häme – Timo Kotipelto und Jani Liimatainen spielen im Duo auf Akustikgitarre und Stimme reduzierte (subjektive) Highlights ihrer Karriere und schmücken sich mit fremden Federn. Das ist zumindest für den Fan mehr oder weniger klaglos geschehen, und alle anderen kaufen das lieblose Papp-Digi sowieso nicht. Mieft irgendwie nach dem Alterswerk zweier gesetzter Rocker, die ohnehin nie welche waren.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.11.2012
Timo Kotipelto
Jani Liimatainen
Ear Music / Edel
55:36
19.10.2012