Das Debüt „Septembre et ses dernières pensées" wusste durch einen frischen, originellen und vereinnahmenden Sound zu überraschen, und alles wäre so schön gewesen, wenn Bandkopf Teyssier, der auch bei ALCEST und AMESŒURS altiv ist, kompositorisch häufiger aus seinem 6/8-Takt-Korsett ausgebrochen wäre.
Als hätte er heimlich bei uns mein Review zum Erstling gelesen und sich die Kritik zu Herzen genommen, ist „Ariettes oubliées“ hinsichtlich der songschreiberischen Qualität ein riesiger Entwicklungssprung. Endlich zeigen LES DISCRÉTS auch in dieser Disziplin, wie viele Facetten ihr Sound, eine warmkalte Melange aus Black Metal, Shoegaze, Progressive Rock, Psychedelic, Doom, Post Rock, sakral anmutenden Gesängen und Folk, haben kann, vor allem aber auch, wie viel Tiefgang die sich Zeit nehmenden Songs besitzen können.
Jedes Stück birgt seine eigene Schönheit in sich, eine befremdliche und dennoch heimelige Gefühlsmischung aus Freude, Trauer, Melancholie und Aufgekratztheit schwebt wie eine unsichtbare Aura um die Songs herum, und es fällt unheimlich schwer, sich den Klangschwällen zu entziehen. Die Exotik, die die französischen Texte in den Bandsound bringen, umhüllt die LES DISCRÉTS-Tonkunst mit einem Gewand, das Edelheit und herausfordernde Fremde symbolisiert - und dieser Sog der Faszination ist aus jedem Aspekt die treibende Kraft.
FAZIT: Die erhoffte Verbesserung und somit Ausmerzung der seinerzeit doch noch gravierenden Kritikpunkte ist eingetreten, und das in einem Ausmaß, das verblüfft.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.03.2012
Fursy Teyssier
Fursy Teyssier, Audrey Hadorn
Fursy Teyssier
Fursy Teyssier
Winterhalter
Prophecy Productions
42:46
20.02.2012