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Mathias Schüller Band: Tata

Stil: Deutschrock / Songwriter

Cover: Mathias Schüller Band: Tata

Der Rheinländer MATHIAS SCHÜLLER spielt seinen smarten Deutschrock nicht erst seit gestern. Sein jüngstes Album mag demnach zwar potthässlich aufgemacht sein, doch die Musik des Songwriters ist immer noch über alle Zweifel erhaben, ein Potpourri aus allem, was Gitarristen und Sänger mit Sendungsbewusstsein draufhaben müssen, um abseits juveniler Rebellenposen zu brillieren.

Nach dem verhältnismäßig unauffälligen „Feuerland“ („Das Ende der Liebe heißt Eiszeit“) gefällt vor allem die minimalistische Selbstfindungsballade „Tata“. Im Vergleich zu früheren Stücken aus dem Hause SCHÜLLER mutete die neue Scheibe weniger amerikanisch an, denn Country- oder auffällige Blues-Bezüge weist sie höchstens während „Verliebt in eine Geste“ auf. „Barcelona“ klingt auch anders, als der Titel suggeriert, nicht nach Latin-Musik, sondern ist eine in puncto Arrangement leicht erweiterte Lagerfeuer-Geschichte mit rechtmäßigem Fokus auf dem tollen Text.

„Who Do You Love?“ und „Das Einzige, was bleibt“ rocken einen Tick härter, letzteres sogar richtig treibend, bevor „Am Ende der Welt“ einmal mehr aufhorchen lässt. SCHÜLLER ist ein Poet, der jedoch, was die Inszenierung seiner Stücke angeht, nicht mit den frühen Grönemeyers und Westernhagens mithalten kann oder will. Ohnehin geschieht bei ihm alles in Handarbeit, wo andere findige Arrangeure und Zuarbeiter einstellen, und umso ehrlich wirkt „Tata“ ins einer Gesamtheit.

„Hippie & New Wave“ erzählt zunächst vom Bass angefeuert eine hörenswerte Anekdote, die auch Gitarristen hellhörig macht. Das Feingefühl des Mannes auf den sechs Saiten – immer wieder klingen die sachten POLICE an, obgleich die Rhythmusarbeit simpler bleibt – sucht seinesgleichen, gerade weil er leisen Tönen zugetan ist. „Mit Engels Zungen“ und „Verrückt nach dir“ drehen sich auch, aber nicht nur um das ewige Thema des Menschen, jeweils heiter und nachdenklich. Der lange Abschluss „Phantasmogaria“ lässt dann auf kryptische Weise Gesellschaftskritik anklingen: „Hinterm Mond sitzt Kurt und trinkt Absynth“ … „„Guten Erdrutsch ins neue Jahr“!

FAZIT: MATHIAS SCHÜLLER ist nach vielen Jahren eine Untergrundinstitution im Bereich deutschsprachiger Rockmusik und mischt objektiv betrachtet längst oben mit. „Tata“ ist trotz abstoßendem Äußeren eine klasse Scheibe sachter Rockmusik, die viele Assoziationen zulässt und gerade textlich eine Menge zu bieten hat. Statt ewig zynischen Liedermacher ein Ohr zu schenken, lässt man sich lieber hiervon erbauen.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.03.2012

Tracklist

  1. Feuerland
  2. Tata
  3. Barcelona
  4. Who Do You Love?
  5. Das Einzige, was bleibt
  6. Am Ende der Welt
  7. Hippie & New Wave
  8. Mit Engels Zungen
  9. Verrückt nach dir
  10. Verliebt in eine Geste
  11. Phantasmogaria

Besetzung

  • Bass

    Arnold Rissel

  • Gesang

    Mathias Schüller

  • Gitarre

    Mathias Schüller, Heinz-Bernd Hövelmann

  • Keys

    Mathias Schüller

  • Schlagzeug

    Klaus Baumgart

Sonstiges

  • Label

    Cactus Rock

  • Spieldauer

    58:29

  • Erscheinungsdatum

    17.02.2012

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