Mit seiner zweiten Scheibe bringt der Schwede MATS GRONMARK frischen Wind in die Blaumann-Szene, wenngleich dabei Regenwolken aufziehen: „Roller Coaster Blues“ ist vor allem ein trauriges, wenngleich niemals resignierend negatives Album geworden.
Fast grungiges Akustik-Schrammeln – die quengelnde Stimme festigt den Seattle-Eindruck – sowie Pedal Steel prägen den Opener „Pass On The Silver“. Ein Damenchor lädt zum Schunkeln ein, bevor sich mit „Blakes House“ ein völlig konträres Bild zeigt: Die Saiteninstrumente kratzen wie von Dschungel-Insekten gereizt, und darüber singen entrückt das Bandoberhaupt beziehungsweise der Bottleneck seines Zuarbeiters Wigstrand, wobei das Hook im Hauptriff zu finden ist, nicht in den Vocals.
Im Titelstück behilft sich der Protagonist verschiedener Rhythmusgeber, unter anderem eines Waschbretts und packt Fuzz-Effekte obendrauf, doch im Vergleich zu „The Iron Rod“ (mit Schifferklavier), das deutlich mehr packt als das Original von HAPPY DAGGER, klingt es ebenso traditionell wie Hank Williams' Americana „Weary Blues From Waiting“ GRONMARKs eigene Texte sind nichts weniger als kryptisch (höre den Proto-Stoner „I Rode Your Thunderstorms“), und seine Kompositionsprinzipien alles andere als konventionell, woraus sich oft beinahe nur materialhafte Musik ergibt. „Rattlesnakes / Killer Bees“ ist etwa ein halber Drone, am Ende bloßer Krach mit verlorenem Fast-Sprechgesang.
Dass der junge Mann mit FOLLOWED BY STATICs (interessante Noise-irgendwas-Band aus Austin) „Oh Breezy“ ein weiteres Cover auf die Platte gepackt hat, lässt sie umso fragmentarischer anmuten. Somit ist es wie eingangs angedeutet eher die triste Atmosphäre, die diesen Marginal-Blues zusammenhält; ein Songreigen im eigentlichen Sinn stellt „Roller Coaster Blues“ nicht dar, denn es geht dem Titel getreu in Sachen Ideenumsetzung drunter und drüber, häufig absichtlich kaputt wie in „Red And Blue“ oder dem langen Schlusstück, in dem schräger Frauengesang die zu Anfang geöffnete Klammer schließt – runde Sache also mit fiesen Bodenwellen.
FAZIT: „Roller Coaster Blues“ besticht gerade durch brüchige Strukturen, ohne MATS GRONMARK der Zerfahrenheit schuldig zu machen. Die Musik des Skandinaviers braucht ein aufmerksames Publikum, klingt einzigartig wie angeschossen, verwundernd, verwundet und dennoch unbeugsam.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.06.2012
Mats Gronmark
Mats Gronmark, Daniel Wigstrand, Christian Sandell
Eva Lalander, Christian Gabel
Mats Lutten Larsson
Rhythm Ace
41:35
27.04.2012