Unter einem Album, das „allen Opfern dieser schmutzigen, kranken Kannibalen-Gesellschaft gewidmet“ wurde, versteht man nicht zuallererst eine halbe Stunde per se massenkompatibler Rockmusik, doch genau diese hört man auf „Hard Times“.
Mit dem einleitenden „You Can Rely On“ stilisiert sich der seit seiner Kindheit in Italien ansässige Kanadier zum Feld in der Brandung, und das hämmernde, kurze „Out Of Bounds“ (mit seinem Kollegen Steve Palmano aus Udine) fällt im Anschluss nicht minder sehnsüchtig aus. MAX NAVARRO hat eine charismatische Stimme und versteht sich als Fackelträger für die großen Taten von Mellencamp oder Springsteen, denen er besonders deutlich mit dem Balladen „The Wrong Side“ und „Cryin'“ nacheifert.
Obwohl die Scheibe vom Sound her ein wenig unterkühlt wirkt, hört man den augenscheinlich ehrlich gemeinten Worten von MAX NAVARRO gerne zu. Abgesehen von im Vergleich zur Widmung nur wenig auffallenden Wut während der ersten Stücke besticht der Sänger durch lockeren AOR ohne Klischees („Nothing's Guaranteed“) sowie stimmig umgesetzte US-Stadionrock-Formalismen („Poison Girl“, „Winter In Chicago“). Dass nach „End Of The Universe“, gleichzeitig dem besten Stück, der Ofen bereits aus ist, nimmt man sogar leicht enttäuscht zur Kenntnis.
FAZIT: MAX NAVARRO musiziert ohne viel Aufhebens zwischen lautem Singer-Songwriter und weisem Melodic-Rocker. Seine Songs tragen nicht immer eine individuelle Handschrift, sind aber herzlich gemeint sowie spielerisch wie inhaltlich auf der Höhe der Zeit beziehungsweise Zeitlosigkeit. Ein Star-Produzent hätte hieraus ein Chart-Album gestrickt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.06.2012
Jack Novell
Max Navarro
John Paul Bellucci, Nick Mayer
Simone Morettin
Cherry Lips
32:33
25.05.2012