Gruselig, dass sich eine Band mit dermaßen einfältigen Texten wie dem von „Wild Tonight“ gleich vorneweg ins Aus bugsiert … Die Deutschen MEROE machen auch im weiteren Verlauf ihres Longplayers keinen Hehl aus einer innigen Liebe für die Achtziger.
Bei „Last Days In Paradise“ sieht man förmlich Feuerzeuge vor Stadionbühnen in die Luft gehalten, während „Here In My Heart“ hingegen David Coverdale, der versucht, seine volle B-Seiten-Schublade zuzudrücken, nachdem er diesen Schlüpferstürmer hineingezwängt hat. „Kissin' A Dream Goodbye“ möchte nicht nur ein G kaufen, sondern einen Sänger mit Volumen auf der Brust und aufrichtigen Gefühlen. Das Doppel „Show Your Love“ und „Sweet Sister“ stampft zumindest gut, wird aber wohl von niemandem im Vollrausch gegrölt werden, weil die vier Musiker viel zu artig wirken, als dass sie Proleten zu ihren Konzerten (Stadtfest?) zögen. Tatsächlich sind zum Schluss „Let The Eyes Do The Talking“ und „Canadian Lady“ (vermutlich mit einer ebensolchen am Mikro, starke Gitarrenarbeit am Ende) die erträglichsten Songs dieses Kuriosums.
„Sick Society“ klingt für das Erzeugnis einer jungen Band unheimlich schlapp und verbraucht. So „zielgruppenorientiert“ sich die Band geben will, so weit musiziert sie am Zeitgeist vorbei. Um Grooves verzapfen zu dürfen wie während „Children Of The Innocence“ braucht man eine aufgeblasene Produktion oder das Straßen-Renommee von AC/DC, und um „baby, touch my soul, you make me lose control“ zu reimen (geschieht gleich in mehreren Stücken), hätte sich das Quartett nicht an die Öffentlichkeit wagen müssen; ein schalldichter Keller täte es auch.
FAZIT: Was sagen uns Cover und Titel? Warum dankt man Nikki Sixx? Ist es Selbstüberschätzung oder Geschichtsblindheit, so eine inhaltliche Grütze (ins Brave abgelenkte Triebhaftigkeit) vor halbseidener „Hard“-Rock-Kulisse zu verzapfen? Bitte kommentieren Sie jetzt …
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.06.2012
Peter
Oliver
Alex
Andy
Record Jet
47:08
29.06.2012