Michael Vuckovac, federführend bei der vorzüglichen NIGHT PATROL tätig, ist auf Solopfaden unterwegs. Mit Material, das er nicht als hundertprozentig passend für die Stammband empfand. Wahnsinnig weit ist es allerdings nicht entfernt, und NIGHT PATROL-Gitarrist Stefan „Grobi“ Grob unterstützt Vuckovac auf zwei Songs.
Nahebei ist MICHAEL’S STATEMENT wegen des engen KING CRIMSON-Bezugs und der Vorliebe für instrumentale Exkursionen, die vor deftiger Schräglage, dunkler Härte – nicht der „neuen deutschen“ Art sondern vielmehr sternenlos und bibelschwarz –, und manchmal etwas ziellosem, gegenläufigem Herumtändeln nicht zurückschrecken. Doch gelingt es immer wieder zur Mitte zurückzufinden und durch hymnische Parts und betörende lyrische Momente die seltene Orientierungslosigkeit sachte abzufedern.
Das Soundgewand unterscheidet sich indes von den vorigen Veröffentlichungen, ist „Beauty Of Sadness“ doch von Keyboards dominiert. Vor allem das Mellotron pendelt ausladend zwischen der „Hall Of The Crimson King“ und düsteren, skandinavischen Anekdoten.
Ein herzerwärmendes Statement legt Michael nicht vor. Sein Sound nährt sich eher aus lovecraftschen Alpträumen; liefert experimentellen Horror, der seine Stilmittel kennt und mit ihnen spielt, um zwischen Beklemmung, blanker Angst und Erlösung seine barocke Fassade zu errichten. Musikalisch zwar im Progressive Rock verhaftet, haben VUCKOVAC und seine Mitmusiker (u.a. SPOCK’S BEARD Dave Meros) keine Scheu vor Ausflügen in die World Music, Jazz oder die elektronische Musik. Das ausladende „Baba Fuma's Tale” ist ein Paradebeispiel dafür, wandert es doch vom opulenten Retroprog über atonale Intermezzi zum elektronischen Beat wie ihn etwa TANGERINE DREAM auf den besseren der späten Alben spielten. „Old Road Home“ ist eine schwermütige, breitwandige Ballade, die den ruhigen Nährboden für das nervöse Beinahe-Hörspiel „Trees“ schafft. Schwerer Stoff aus der Baumschule in der Alpträume wachsen. Die „Crystal Lake“ anschließend mit getragener Theatralik verpflanzt.
Zum Abschluss lockt der der Longtrack „Enter Sadness“, der das vorherige bleischwere Auf und Ab in knapp achtzehn Minuten noch einmal auf mehrere Punkte bringt. Denn einer reicht für Michaels breitgefächertes Statement zur schönen Traurigkeit bei weitem nicht aus.
FAZIT: „Beauty Of Sadness“ ist ein harter Brocken und ein Fest für Freunde wallender und wogender Keyboardklänge. Gitarren sorgen zwar für einschneidende Erlebnisse, doch besonders das Mellotron bestimmt mit opulenter Macht das Musikgeschehen. Neben hymnischen Klangstürmen darf es auch rumpeln und wie besoffen Richtung Chaos schwanken, das aber nie ausbricht sondern unter Kontrolle bleibt. Kein Album für die Mittagspause oder flauschige Stunden zu zweit, sondern ein Schwerblüter, der ein wenig eigener Anstrengung bedarf um zu wirken. Aber das ist ja nicht die schlechteste Voraussetzung. Abwarten wie sich das Album auf Dauer macht.
Für den Moment: Die passende Alternative zum fröhlich-seligen Weihnachtsprogramm.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.12.2012
Michael Vuckovac, Dereck Higgins, Ray Kurtz, Dave Meros
Art Lip , Steve Mills
Michael Vuckovac, Peter Jonasson, Stefan Grob
Michael Vuckovac
Michael Vuckovac
Michael Vuckovac, Art Lip, Valentin Alvarez, Paul Cecchetti
Eigenpressung/Just For Kicks
54:49
28.09.2012