Die Promotionsabteilung gibt die Marschrichtung vor: „Odysee“ wird zwischen SPORTFREUNDE STILLER und den TOTEN HOSEN verortet. Nicht ganz so kindergartenmäßig wie die SPORTFREUNDE und etwas weniger stadiontauglich als die HOSEN, bewegen sich MONT GO zwischen poppigem Punk und punkigem Rock. Klingt sehr sauber, ohne aseptisch zu sein, gefällt mit rauen Songs wie „Was bleibt“, fährt zur Abwechslung auch mal Synthesizer auf („Seelenleer“ – ansonsten schwurbeliges RAMMSTEIN meets FRANZ FERDINAND, „Wenn Du willst“), was den insgesamt doch recht schlichten Rock um eigene Akzente erweitert.
Was auffällt ist eine – nicht nur textliche – Orientierung an den 80ern; ein Song wie „Es ist Zeit“ ginge auch als (mäßigerer) FEHLFARBEN-Track durch. Stellt sich nur die Frage, warum nicht intensiver daran orientieren, statt dem Mainstream-Mittelmaß zu huldigen? Textlich reicht die Spektrum von erträglich bis peinlich-pathetisch. Schlimm wird es vor allem dann, wenn Stephan Wagner Krüger Refrains viel zu oft wiederholt („Am Meer“, „Wenn Du willst“). Besorgniserregend auch, wie oft gestandene Rock’n’Rolla anscheinend verlassen werden und der verlorenen Liebe jämmerlich hinterher trauern. Wo ist nur die gute, alte, rotzige Straßenlyrik abgeblieben?
Ein paar Highlights („Was bleibt“, „Es ist Zeit“, „In Flammen“) lassen aufhorchen und den Rest des Albums kann man hören, ohne Ohrenkrebs zu bekommen. Wenn man die ein oder andere Textstelle bereits in der Peripherie ausblendet. Doch ob die etwas zu gleichförmige Spielweise Langzeitwirkung entwickelt, darf bezweifelt werden. Und die Semi-Ballade „Wiedermal“ zum Schluss ist nur etwas zum Schunkeln bei hohem Trunkenheitsgrad.
FAZIT: Schnörkelloser, gut produzierter Deutsch-Rock mit leichter Punkattitüde. Trotz gelegentlicher Eigenständigkeit und Abwechslungsreichtum (Synthie-Einsatz und Härte) insgesamt zu wenig mitreißend, um über die gesamte Spieldauer überzeugen zu können. Die teilweise arg pathetischen Texte zerren zudem an den Nerven und lassen Mitleid mit dem traurigen Schicksal armer, verlassener Rocker aufkommen.
„Madlen, einer von uns beiden muss jetzt gehen!“ Werde ich sein!
Die zitierte Zeile kommt natürlich auf dem Album nicht vor; aber immer, wenn Stephan W. Krüger zum Refrain ansetzt, ist man geneigt den Rest automatisch zu ergänzen. Scheiß Prägung. Schneller Schlager halt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.04.2012
Olly Lagemann
Stephan Wagner Krüger
Marco Paladino
Stephan Wagner Krüger
ES&L Entertainment/CMS
40:41
30.03.2012