Zurück

Reviews

Morgoth: Cursed To Live (DVD)

Stil: Death Metal

Cover: Morgoth: Cursed To Live (DVD)

1998 lösten sich MORGOTH, die bis dato beste deutsche Death-Metal-Band nach der Veröffentlichung von zwei EPs und drei Alben auf. Im Strudel der Ereignisse der 90er - traditionelle Metalsounds verloren massiv an Zuspruch und etliche Bands versuchten sich auf neuen musikalischen Wegen - gingen MORGOTH mit dem experimentellen und kaum mehr Todesblei-kompatiblen Album "Feel Sorry For The Fanatic" einen Schritt zu weit und büßten massiv an Popularität ein. Wobei die aus dem sauerländischen Meschede stammende Band auch vorher stets den Weg der Weiterentwicklung wählte. Das erste Album "Cursed", das von vielen auch heute noch als das Referenzwerk der Band gesehen wird, war mit seinen verstärkten Doom-Einflüssen und dem daraus resultierenden sehr eigenen Sound schon eine deutliche Steigerung gegenüber den ersten beiden EPs und die Ausflüge in Richtung Industrial auf "Odium" waren ebenfalls ein bemerkenswerter Schritt nach vorn.

Wir springen ins Jahr 2010. Da beschließen Marc Grewe, Sebastian Swart (beide inzwischen in Berlin ansässig) und Harry Busse, Geburtstag zu feiern. 2011 wird "Cursed" 20 Jahre alt und so beschließt man, dieses Jubiläum mit ein paar Shows zu begehen. Das Vorhaben wird ein voller Erfolg, nicht zuletzt deswegen, weil traditioneller Death Metal seit einiger Zeit wieder schwer angesagt ist. Die "verlorenen Söhne" werden auf diversen Festivals mit offenen Armen empfangen - kein Wunder, denn bis heute haben die Songs nichts von ihrer Kraft eingebüßt (im Gegensatz zu Marc Grewes Kopfbewuchs). Logisch, dass diese Shows ein willkommener Anlass zum ersten Livealbum sind und unter dem Titel "Cursed To Live" sind nun eine DVD und eine CD erschienen. Aufgezeichnet wurde die Show beim Way Of Darkness Festival, das letzten Oktober in Lichtenfels stattfand, auf der Bonus-CD, die der DVD-Version beiliegt, gibt es zudem weitere Livemitschnitte von anderen Festivals.

Herzstück der DVD ist eben dieser Auftritt, der in erster Linie mit einem superben Sound glänzt. Das Mastering hat Death-Metal-Ikone Dan Swanö übernommen und er hat dem Material einen sehr ausgewogenen, natürlichen Klang gegeben. Lediglich das Publikum ist im Sound etwas leise, doch darauf kommt es ja nicht an. Beim Bild verzichten MORGOTH auf eine HD-Aufnahme, statt dessen gibt es sehr farb- und lichtintensive Aufnahmen, die sicherlich auch durch den Nebel bedingt sind. Optisch ergibt sich so eine etwas schummrige Atmosphäre, was zum stimmungsvollen Death Metal der Band auch besser passt, als Hochglanz. Besonders gut kommt dabei immer wieder der ungewöhnliche grüne-Augen-Effekt von Sänger Marc Grewe zur Geltung.

Marc ist natürlich auch der optische Dreh- und Angelpunkt auf der Bühne und unterstützt seine gesangliche Darbietung mit Gesten und Mimik. Auch der kleinere Basser Sotiris Kelekidis ist enorm aktiv und lässt die Haare kreisen. Die beiden Gitarristen mit den kürzeren Haaren haben da das Nachsehen, bewegen den Kopf aber ebenfalls im Rhythmus, während sie ihre stilvollen mattschwarzen Les Pauls mit Goldapplikationen bearbeiten. Insgesamt ist die Show aber recht basisch gehalten und verzichtet auf jegliche Effekthascherei. Die Musik zählt eben. Dem Anlass entsprechend geht es mit den ersten vier Songs in Albumreihenfolge los, danach wechselt man zwischen den Songs von "Cursed", "Odium" ("Resistance" und das famose "Under The Surface") und den EPs "Resurrection Absurd" und "The Eternal Fall" ab. Dass "Pits Of Utumno" und "White Gallery" nicht fehlen dürfen, versteht sich von selbst. Das Zusammenspiel der Band ist ziemlich tight (obwohl man nicht wirklich viel Zeit zum Proben hatte und Sebastian Swart von Bass auf Rhythmusgitarre umlernen musste), Marc Grewe bellt tadellos und eher in der etwas brüllenderen "Odium"-Lage, angereichert um gut sitzende Screams.

Das Bonusmaterial besteht aus zwei Songs, die in hochwertiger Qualität beim Rock Hard Festival 2011 mitgeschnitten wurden sowie zwei Songs, die bei der ersten Show in diesem Line-up im kultigen AJZ Bahndamm im nordrhein-westfälischen Wermelskirchen aufgenommen wurden und wegen ihrer Bootleg-Qualität eher historischen Wert haben. Außerdem gibt es die vier offiziellen Videos, die die Band gedreht hat. Zu "Isolated" wurde ein kultiger Livemitschnitt gemacht, "Sold Baptism" ist dagegen mit Friedhofs- und Kreuzigungs-Symbolik ein typisches Death-Metal-Video der 90er. Die Industrial-Einflüsse in "Under The Surface" sind auch im Video deutlich zu sehen, zu "Last Laugh" gibt es das professionellste, schön düstere Filmchen. Eine Bandbiografie oder ähnliches gibt es nicht, wobei das auch verständlich ist, aus den 90ern dürfte es wohl nicht allzu viel hochwertiges Bildmaterial geben. Das Cover zu DVD und CD wurde wie auch das "Cursed"-Cover von Dirk Rudolph angefertigt und orientiert sich natürlich deutlich am Cover des Klassikeralbums.

FAZIT: Dass "Cursed To Live" ein Pflichtkauf für die Leute ist, die "Cursed" damals mochten, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Ein Referenzprodukt in Sachen Live-DVD liegt zwar nicht vor, aber das war wohl auch nicht Sinn und Zweck der Übung.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.07.2012

Tracklist

  1. <b>Main show - Live at Way Of Darkness Festival, Lichtenfels / Germany, 07.10.2011</b>
  2. Cursed
  3. Body Count
  4. Exit To Temptation
  5. Unreal Imagination
  6. The Travel
  7. Resistance
  8. Suffer Life
  9. Pits Of Utumno
  10. Sold Baptism
  11. Lies Of Distrust
  12. Under The Surface
  13. Selected Killing
  14. Burnt Identity
  15. Isolated
  16. White Gallery
  17. <b>Live at Rock Hard Festival, Gelsenkirchen / Germany, 11.06.2011</b>
  18. Suffer Life
  19. Body Count
  20. <b>Warm-Up Show Wermelskirchen 2011</b>
  21. Sold Baptism
  22. White Gallery
  23. <b>Official Videos 1991 - 1997</b>
  24. Isolated
  25. Sold Baptism
  26. Under The Surface
  27. Last Laugh

Besetzung

  • Bass

    Sotiris Kelekidis

  • Gesang

    Marc Grewe

  • Gitarre

    Harry Busse, Sebastian Swart

  • Schlagzeug

    Marc Reign

Sonstiges

  • Label

    Century Media / EMI

  • Spieldauer

    104:44

  • Erscheinungsdatum

    22.06.2012

© Musikreviews.de