Passend zu den letzten heißen Septembertagen erreicht uns aus Norwegen eine Punkrockscheibe, die wie gemacht ist für eine Cabriokarawane mit seinen besten Kumpels und der Liebsten zu seiner Rechten. Denn der Zehnsöngler ist ein ungemein positiv erstrahlendes Klangfeuerwerk mit saustarken Melodien. Doch OSLO ESS ruhen sich nicht nur auf dem guten Punkrock-Song aus, sondern lassen auf ihren Zweitling auch Rock'n'Roll und klassische Rockmusik walten („Caroline“), lassen GOGOL BORDELLO oder gar MAJOR PARKINSON um die Ecke schauen („Fritt Fram“) oder lassen es ruhig angehen, wie „Utt av det Blå“ es in gediegener Lagerfeuerstimmung dokumentiert.
Mir britischen Dreiakkordbands haben die fünf demnach genau so wenig zu tun wie mit skandinavischem Schweinerock, und auch die US-Vorbilder werden links liegen gelassen. Stattdessen brauen OSLO ESS ihr ganz eigenes Bier, nach ganz eigener Rezeptur, und das beschert dem Quintett ein geschärftes Profil. Die Konturen des letztgenannten Attributs werden durch die in Landessprache gesungenen Texte noch einmal nachgezogen, sodass man nicht wirklich Angriffspunkte finden kann, so sehr man auch danach stochert. Und da auch die Abwechslung, der Sound, die kompositorischen Qualitäten und sämtliche anderen entscheidenden Kriterien in den Plusbereich ausschlagen, gibt es auch in der Aufhohemniveaumecker-Region absolut nichts Negatives zu vermelden.
FAZIT: Wer behauptet, im Punkrock sei schon alles gesagt und da ginge nicht mehr viel, der hat wohl noch nie etwas von dieser Formation gehört.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.09.2012
Knut-Oscar Nymo
Åsmund Lande
Peter Larsson, Åsmund Lande
Einar Stenseng
Mads Golden
Indie Recordings
30:12
17.08.2012