MILF-Alarm schlägt man häufig, wenn Escape Music ihr regelmäßiges Skandinavien-Casting beendet haben. Diesmal gesiegt hat Sänger Tony Niva, bekannt durch gute Alben von LION'S SHARE und zuvor SWEDISH EROTICA. „Final Warning“ klingt vor diesem Hintergrund aber nicht nur mit Hinblick auf den Titel wie ein laues Lüftchen.
Das Quartett hat sich klebrigem AOR mit dezenter Hardrock-Schlagseite verschrieben und nach Schema F komponiert. Herausgekommen sind einerseits unvermeidliche Balladen wie „You“ oder „I Remember“ (ABBA?), andererseits gefällige Schunkler wie „We Must Fight“ und „Bring Back The Joy“ oder „Best Days Of Our Lives“. Die Namen sagen bereits alles: Radio-kompatibles Material aus für Gitarrenmusik besseren Zeiten. Der Frontmann ist die mit frischer Milch aufgeschäumte Sahnehaube dieses Gefrierfach-Kuchens, denn seine Stimme – so wenig sie am Dreschen kaum glaubwürdiger Schmalz-Phrasen ändert – besitzt noch eine Menge Zauber, und das Gespür des Mannes für griffige Melodien war ohnehin nie in Abrede zu stellen.
Allerdings hatte sein Soloalbum „No Capitulation“ (auch schon hundert Jahre alt …) weit mehr Schmiss und vor allem Härte zu bieten, die auf „Final Warning“ höchstens in „Gold From The Future“ zutage tritt. Die Gitarrenarbeit ist über jeden Zweifel erhaben, wenngleich abseits der Solos passenderweise songdienlich ausgefallen, das Rhythmusspiel statisch. Das Komponisten-Gespann wendet für diese zwei Handvoll Lieder maximal drei Aufbauprinzipien an, weshalb OXYGEN kaum kalkulierter klingen könnten und wenn nicht blutarm wirken, so doch auf jeden Fall wie vertonter Sauerstoffmangel. Dem eingeschworenen Klüngel der Pomp-Rocker (Schweden-Mafia?) sei generell geraten, Frischluft zuzulassen, und das nicht unbedingt in Gestalt der vermeintlichen Blues-Rettung wie bei den Kollegen von TNT in jüngster Zeit.
Ach ja, Butter bei die Fische, die Herren: „Janitor Of Love“ … ernsthaft?
FAZIT: Man darf den Hut ziehen dafür, dass das Label klassischen Melodic Rock am Leben erhält, aber OXYGEN bieten zumindest für nüchterne Betrachter des Genres wenig mehr als unaufrichtige Gefühlsbekundungen, die mit Songstrukturen aus dem Setzkasten zusammengefügt und klanglich obendrein einen Tick zu synthetisch inszeniert wurden.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.06.2012
Roger Ljunggren
Tony Niva
Roger Ljunggren
Marcus Persson
Bengan Andersson
Frontiers Music
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22.06.2012