Wir kleben uns Karnevalsbärte unter die Nase, verzichten auf Nach- oder bleiben gleich beim Spitznamen, trinken Jever dazu und behaupten, dass unsere Vorbilder u.a. die PIXIES, MISFITS, DANZIG, SONIC YOUTH, KYUSS, ANGELS AND AIRWAVES und DAVID BOWIE sind. Wer das – und hingerülpste Jodler zum Albumausklang – witzig findet, der darf den “Pooligans” beitreten, wie die humorigen POOBALLS ihre Fans nennen. Naja, mag sein, dass der billig produzierte, blässliche Rock des (mittlerweile) Quintetts live die Power und den punkigen Charme besitzt, die er im Studio nicht bietet.
Nur weil Sänger Aal die Töne nicht trifft, hat das mit Rock’n Roll-Dekonstruktion a la SONIC YOUTH nichts gemein. Von DANZIGs schwerblütigen Riffs und manischem Heavy Rock ist man eh Lichtjahre entfernt. KYUSS? An “Still Burning” ist nichts staubtrocken, episch und krachend. Eine kleine, feuchte Sehnsucht als Nachhall vielleicht, mehr nicht. DAVID BOWIEs Erwähnung grenzt an Majestätsbeleidigung. Bleiben die PIXIES, MISFITS und ANGELS AND AIRWAVES. Nee Kinders, da sind selbst die die letztgenannte Band und die DONOTS (die ich am ehesten als Referenz erwähnt hätte, deren Schlagzahl für die POOBALLS aber viel zu hoch ist) Meilen entfernt.
Gehen die ersten drei Stücke noch als halbwegs unterhaltsame Skater-Kellerpartysongs durch, ist „Down On The Earth“ eine mittlere Katastrophe. Rumpelt lahmarschig dahin, der Gesang ist eine Qual und auch ein kurzes instrumentales Intermezzo kann diesen Rohrkrepierer nicht mehr retten. Schlimmer geht’s nimmer? Oh doch, gleich im nächsten Stück „Horror Fire“ ist das Bemühen spürbar wie DANZIG in gutgelaunt zu klingen. Geht beim zitterigen Organ Aals aber völlig in die Hose. Möchtegern ist weniger als gut kopiert.
Der Rest ist Vergessen. Einzelne Songs sind ein wenig besser („Rock’n Roll“, „Loose My Mind“, das stärkste Stück des Albums. Macht ein bisschen Hoffnung!) oder genauso schwer erträglich wie der käsige Rest („I Got Control“, „Still Burning“). Der hingerotzte Jodler zum Abschluss beerdigt ein Album endgültig, das nur durch seine Unterdurchschnittlichkeit in nahezu allen Belangen auffällt.
FAZIT: Laaangweilig. Mäßig gespielt, kläglich eingesungen, die einzelnen Stücke viel zu lang für die mageren Ideen, und die Lyrics ... Schwamm drüber. So wird selbst eine vom Ansatz her ansprechende Ballade wie „Make Everything Glow“ (immerhin laut nichtrepräsentativer Umfrage derzeit der Lieblingshit der „Pooligans“) versaubeutelt. Weil die Band nicht in der Lage ist, ihr Material zu fokussieren, sondern unentschlossen rumtändelt, das Tempo mal verschleppt und dann wieder anzieht, wenn es gar nicht nötig ist. Und wenn er sich dann doch ein bisschen gefällig und gefühlig regt, killt der Sänger den Song endgültig. Mag die „ständige wachsende Fanbase“ die Gigs weiterhin glückselig begleiten und dem „Dasein [der POOBALLS] einen Sinn“ verleihen. Mich steckt das „Pooballs-Fieber“ nicht an. Im Gegenteil, mir wird kalt von diesem unterschnittigen Zeug.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2012
Kiwi
Aal
Marco, Kami
Fiete
Finest Noise
47:51
30.01.2012