Was ist der Unterschied zwischen 1987 und 2012? 1987 wäre ein Album wie „An Axe To Grind“ vermutlich einem metallischen Erdbeben gleichgekommen. 2012 ist Album Nummer zwei der Amerikaner POWER THEORY eine Randnotiz, ein Album, das eingefleischte Fans des wahren Power Metals durchaus gut finden werden, das aber keinerlei nachhaltige Reaktionen nach sich ziehen wird.
Die Grundzutaten der gut dreiviertelstündigen Scheibe sind allesamt gelungen, keine Frage. Bob Ballinger rifft und soliert durchaus gutklassig, das Rhythmusfundament ist solide, und Sänger Dave Santini röhrt kräftig und ungeschliffen wie eine dreckige Mischung aus den leider verstorbenen David Wayne (METAL CHURCH) und Andrew McDermott (THRESHOLD).
Wo liegt also das Problem bei POWER THEORY? Sind es die Songs? Zumindest in der ersten Album-Hälfte sind sie das nicht. Der flotte Opener „Edge Of Knives“, das abwechslungsreiche Titelstück oder die beiden hitverdächtigen „Deceiver“ und „Pure Steel“ sägen gutklassig alle Kanten zwischen Power und Thrash Metal ab, bieten typisches Kraftfutter für US-Metal-Fans.
Danach wird es allerdings ein wenig eintönig. Das stumpf-rasante „A Fist In The Face Of God“ ist dabei noch das überraschendste Stück, weil es das mit Abstand fieseste und gnadenloseste des gesamten Albums ist. Etwas wirklich bahnbrechend Neues fällt dem Quartett anschließend aber nicht mehr ein, es hat vielmehr den Anschein, als ob man sich nur noch wiederholen könnte. Am Ende schleppt sich das Album mehr oder weniger ins Ziel, und der Impuls, gleich auf Repeat zu drücken, ist eher wenig ausgeprägt vorhanden.
FAZIT: Wer eine härtere Variante früher METAL CHURCH bislang vermisst hat, der könnte bei POWER THEORY glücklich werden.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.07.2012
Jay Pekala
Dave Santini
Bon Ballinger
Lorin Savadore
Pure Steel
48:44
29.06.2012