Hmm, eigentlich stimmt hier handwerklich alles; warum aber lässt „Seven Shots“, das Debüt dieser Franzosen, über weite Strecken eiskalt? SHANGHAI GUNS sind der beste Beweis dafür, dass Spielvermögen und selbst ein engagierter Sänger nicht alles sind.
Der sleazy Hardrock des Quartetts gefällt dank Leyvraz' virtuoser Gitarrenarbeit zunächst gut, auch weil Tudela mit seiner hohen wie kräftigen Stimme überzeugt (trotz „bang your head“-Unsinnstexten, aber da sind andere Neu-Glamster schlimmer unterwegs). „Memories“ oder die Ballade „It's Time“ gehen mit viel Liebe noch als dröge Plüsch-Rocker durch, stellen aber durchweg Setzkasten-Format dar – der spielerischen Klasse zum Trotz. „As Long As I Rock“ wäre gern VAN HALENs „Jump“, und auch das an sich knackige „Whinger“ versauen SHANGHAI GUNS wiederholt mit Weichmachern.
Die einzigen Highlights bleiben der fricklige Opener und das Uptempo-Metal(!)-Stück „Party Animal Dude“, doch hier wie anderswo verderben die Texte alles. Den mit Neoklassik kokettierenden Abschluss „The Final Song“ hätte man sich obendrein sparen können. SHANGHAI GUNS sind Musiker, die ihre Helden verinnerlicht, aber rein gar nichts zu bekennen haben, sondern nachplappern, wenngleich auf hohem Instrumental-Niveau.
FAZIT: „Seven Shots“, zwei Treffer – eine magere Ausbeute für eine Band, die sich als Widergänger von Hit-Maschinen wie MÖTLEY CRUE oder POISON sieht.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.10.2012
Nick Delvin
Stefan Tudela
Yves Leyvraz
Sébastien Chave
Bellaphon
37:15
24.08.2012