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The Fixx: Beautiful Friction

Stil: Pop / Rock / New Wave

Cover: The Fixx: Beautiful Friction

Für dieses Review muss ich ein bisschen ausholen und bis in meine Kindheit zurückreisen. Nicht zwingend, aber um zu erklären, warum ich das zehnte Studioalbum der britischen New-Wave-Band THE FIXX unbedingt besprechen wollte. Und warum unser Chef Nils hinterher auswürfeln musste, ob der liebe Jochen (der vielleicht sogar der bessere Rezensent gewesen wäre) oder ich die Platte zugewiesen bekommt. Nun, ich habe gewonnen.

Meine Musikleidenschaft habe ich von meinem Vater geerbt. Der war schon immer ein großer Rockmusik-Fan und hat sich damals in den 80ern Mixtapes aus dem Radio (wer erinnert sich noch an die "Schlagerrallye" mit Wolfgang Roth auf WDR1?) aufgenommen. Sollte jemand mit dem Begriff <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Mixtape">Mixtape</a> nicht vertraut sein, so klicke man einfach den Link darunter an. Diese Mixtapes liefen dann immer im Autoradio und wenn man mit der ganzen Familie mit dem Auto auf dem Weg in den Ungarn-Urlaub war, kam dann schon mal eine ganze Menge Musik zusammen, die man zu hören bekam. Wie zum Beispiel GARY MOORE, LEVEL 42 oder CHRIS DE BURGH. Und ein paar Bands, deren Namen ich erst Jahre später kennen lernen sollte.

Und zwar so um 2005, 2006 herum, an den genauen Zeitpunkt erinnere ich mich nicht. Jedenfalls war Familienfeier angesagt und in bierseliger Laune kamen wir irgendwann auf eben jene Mixtapes zu sprechen. Und es dauerte nicht lange, bis mein Vater sie aus dem Schrank gekramt und eingelegt hatte. Er musste mir dann natürlich bei allen Songs, bei denen ich Interpret oder Titel nicht kannte, eben jene nennen. Und drei Songs davon waren dann welche von THE FIXX und zwar "Saved By Zero", "The Sign Of Fire" und "Opinions". Drei Songs, die sich tief in mein Bewusstsein gegraben hatten und die mich auch zwanzig Jahre später wieder augenblicklich begeisterten. Und als wir dann das neue Album von THE FIXX in der Promoverteilung hatten, musste ich natürlich zuschlagen.

Nun aber genug der Sentimentalität, kommen wir zur Realität, die sich "Beautiful Friction" nennt und deren düsteres Coverartwork mit den überdimensionalen Köpfen, die auf den Mann im Boot blicken, vielversprechend ist. Denn es war gerade diese leicht düstere Atmosphäre, die mir an den drei genannten Songs so gut gefallen hat. Umso bedauerlicher, dass davon auf dem neuen Album, das anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubiläums von THE FIXX erscheint, nicht allzu viel zu hören ist. Lediglich das treibend-tanzbare "What God?" geht stimmungsmäßig in eine ähnliche, sehr ernste Richtung und ist damit auch der beste Song auf dem Album. Zum Glück aber auch nicht der einzig gute. Der luftige Titeltrack gefällt mit federleichten Gitarren und einer chilligen Atmosphäre. Ebenfalls prima: der eher modern gehaltene Rocker "Follow That Cab", das gefühlvolle "Shaman" oder das ruhigere, mit schüchtern wirkenden Gitarren und Klavier dargebotene "Something Ahead Of You". Zum Ende hin baut das Album aber mit dem recht nervigen "Girl With No Ceiling" und dem schlicht und ergreifend langweiligen "Small Thoughts" stark ab. Auch der moderne Rock'n'Roll mit elektronisch verzerrtem Gesang in "Take A Risk" weiß nur bedingt zu überzeugen.

"Beautiful Friction" ist aber auch ein Album, das nicht verheimlicht, wo die Wurzeln von THE FIXX liegen, nämlich in Pop, Rock und New Wave der 80er, was besonders der Opener "Anyone Else" ausstrahlt. Immer wieder ist auch das Gitarrenspiel charakteristisch für die Epoche der vielleicht besten Popmusik, ebenso wie die Tatsache, dass der Bass im Gesamtsound keine untergeordnete Rolle spielt. Die Keyboards variieren insgesamt am stärksten zwischen den 80ern und der Moderne in Form von Sounds, die man aus dem Future Pop kennt. Leider vernimmt man aber auch immer wieder uninspiriert wirkendes Geklimper auf den Tasten. Durch und durch eine gute Figur macht Sänger Cy Curnin mit seiner angenehmen Stimme, die aber auf den alten Sachen noch charakteristischer klang.

FAZIT: "Beautiful Friction" hat einige starke Momente, aber auch einiges an poppiger Beliebigkeit zu bieten. THE FIXX versuchen sich an einem guten Mittelweg aus Zeitgenössigkeit und Zeitlosigkeit und begehen dieser mit erwachsener Routine. Meine musikalischen Kindheitserinnerungen sind jedoch über weite Strecken intensiver, als dieses Album.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.09.2012

Tracklist

  1. Anyone Else
  2. Just Before Dawn
  3. Take A Risk
  4. Beautiful Friction
  5. What God?
  6. Second Time Around
  7. Follow That Cab
  8. Shaman
  9. Something Ahead Of You
  10. Girl With No Ceiling
  11. Small Thoughts

Besetzung

  • Bass

    Dan K. Brown

  • Gesang

    Cy Curnin

  • Gitarre

    Jamie West-Oram

  • Keys

    Rupert Greenall

  • Schlagzeug

    Adam Woods

Sonstiges

  • Label

    Hypertension / Soulfood

  • Spieldauer

    48:53

  • Erscheinungsdatum

    17.08.2012

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