Das Label Westpark ist ein Garant für hochwertige Musik im weiten Spannungsfeld der Volksmusik auch und gerade von Skandinavien. Veröffentlicht nun die finnische Institution VÄRTTINÄ ihr erstes Album seit sechs Jahren, darf man nichts weniger als ein Fest erwarten.
Eines vorweg: Virtuoser und gewagter haben die Damen vermutlich nie musiziert. Schon im schillernden Opener „Ruhverikko“ ziehen sie alle Register, spielen mit der Dynamik, arbeiten mit Dissonanzen und verbraten mehr Melodien als andere Barden auf ganzen Alben. Dem gegenüber stehen poppigere Tracks wie „Helleleo“, „Tuuterin Tyttäret“ sowie „Vietäviä“ (Percussion-Heiterkeit) und Balladen, angefangen bei dem mit Saxofon angereicherten „Kaihon Kantaja“ über das schamanische „Utuneito“ hiweg bis hin zu den Minimalismen „Iloni“, „Vaeltaja“ und „Suruni Suuri“.
Das jazzige „Manattu“ bringt mit Wimme Saaris (bekannter Jolk-Sänger) Stimme ein wenig rauchige Männlichkeit in VÄRTTINÄs Sound, ehe die Gruppe zum Endspurt ansetzt und mit „Haltija“ sowie „Tantsu“ („Tanz“, was sonst?) geballte Lebensfreude bekundet. Mit „Haltijan Hallussa“ und „Uinu“ hingegen klingt dieses Fabelalbum ganz sachte aus … und gleich auf Repeat drücken, denn bis man alle melodischen Schlenker erfasst, geschweige denn die Texte auswendig gelernt hat, vergehen vermutlich noch einige Stunden mehr.
FAZIT: An „Utu“ kommt 2012 niemand vorbei, der sich nur marginal für folkloristisches Musikgut von wo auch immer begeistert. Wer braucht da noch Heidenlärm und nationalistisches Neofolk-Geschrammel?
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.02.2012
Hannu Rantanen
Mari Kaasinen-Paaso, Johanna Virtanen, Susan Aho
Matti Kallio
Matti Kallio (Akkordeon, Flöten)
Westpark
46:19
17.02.2012