Bei der heutigen pausenlosen Überflutung mit neuer Musik ist es selten, dass mich eine mir unbekannte Band auf Anhieb mitreißt und begeistert. Genau das ist aber dem US-Quintett WRETCHED gelungen, das jetzt via Victory Records seinen dritten Langspieler „Son Of Perdition“ veröffentlicht.
„Oblivion“ kann getrost als Intro bezeichnet werden, bombastisch, mit Chorgesang und Orgel sakral wirkend, bis unvermittelt mit „Imminent Growth“ ein Orkan losbricht, der einerseits zumindest in diesem Track sehr fix ist, andererseits aber technisch versierten Deathcore bietet, der melodisch und abwechslungsreich ist und das genretypische Stakkato-Riffing nur beiläufig benutzt. Überhaupt ist die Klassifizierung WRETCHEDs nicht einfach, da die Band immer wieder aus ihrem Korsett ausbricht und inklusive Intro gleich vier Instrumental-Songs auf „Son Of Perdition“ untergebracht hat, die progressive Züge tragen und damit weit über das hinausgehen, was Artverwandte zu bieten haben. Einen großen Anteil an der Wirkung WRETCHEDs trägt dabei Sänger Adam Cody, der verblüffend variabel seine Stimmbänder malträtiert und von tiefen Growls über Brüllgesang bis zu Melodien alles im Repertoire hat. Die zweifellos vorhandenen technischen Fähigkeiten aller anderen Beteiligten werden aber glücklicherweise nicht überstrapaziert, sondern bleiben songdienlich, wobei das Album insgesamt aufgrund seines Abwechslungsreichtums zwar schlüssig, aber etwas unrund wirkt, was durch eine andere Reihenfolge der Songs vielleicht hätte vermieden werden können. Aber das ist jammern auf hohem Niveau.
FAZIT: WRETCHED bieten auf „Son Of Perdition“ Deathcore und glücklicherweise vieles, was dessen Grenzen sprengt. Ganz klar ein Highlight in einem schon länger totgesagtem Genre.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.04.2012
Andrew Grevey
Adam Cody
Steven Funderburk, John Vail
Marshall Wieczorek
Victory Records
38:26
30.03.2012