Mit ihrer zweiten Scheibe dient sich diese kleine Allstar-Combo, bestehend aus KNORKATORs Sebastian Baur, Holger Jagsch alias Jagschn, Gitarrist von BELL, BOOK & CANDLE, und IN EXTREMOs Morgenstern erfreulicherweise nicht dem Hipstertum an, das in der Berliner (Musik-)Szene vorherrscht, sondern zieht weiterhin sein eigenes störrisches Ding durch.
"Icke", das Titelstück wie die Scheibe insgesamt, vermischt Mundart-Rock mit allerlei stilistischen Schlenkern, sei es ein wenig hin zum Reggae im ansonsten satt riffenden "Tee" oder auf osteuropäisches Terrain während "Tawarisch Putin Kamerad", das Baur teils auf (Pseudo-?)Russisch vorträgt. BUZZ DEES sind davon abgesehen immer in bisschen funky und tanzbar ("Rhabarbermost"), inhaltlich immer ein bisschen Nonsens und dennoch - nicht nur ein bisschen - substanzieller als manch gewollt ernster Zeitgenosse zwischen Kiez und Weißwurst-Äquator.
Das leicht amerikanisch akustische "Universal Telefon" sticht rein subjektiv neben dem schwebenden "Knochensplitter Junkie" sowie dem englischen Doppel aus "High And Low" (Stadion-Qualitäten) und "Draggin' The Line" (fetter, zackiger Blues) heraus. BUZZ DEES adeln sich selbst sowohl durch den facettenreichen Gesang, immerhin aus drei Kehlen, als auch aufgrund der hervorragenden Gitarrenarbeit. "Kann nich sein" und das breitbeinige "Alarm in Berlin" (fies ironische Abrechnung mit der Hauptstadt) sind regelrechte Ohrwürmer, die ein nicht alltägliches und doch in sich stimmiges Album wunderbar abrunden.
FAZIT: BUZZ DEES sind in ihrer Zwanglosigkeit eine Ausnahmeerscheinung innerhalb Deutschlands und gefallen mit vielfältiger Gitarrenmusik, die sich ebenso wenig Etiketten wie Deutschrock anheften wie eine bewusste Anti-Haltung einnehmen muss und doch viel von beidem in sich birgt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.10.2013
Knäcke
Buzz Dee, Jagschn, Knäcke
Buzz Dee, Jagschn
Morgenstern
Sholly / Cargo
47:17
04.10.2013