„Yes, we can!“, dachten sich wohl die Schweden COLOSSUS, als sie jemand fragte, ob sie mit dem Sound ihr Album ruinieren wollen. Das ist sehr schade, da „Wake“ durchaus ungewöhnlich ist, die Einordnung unter Progressive Sludge mag schon darauf hinweisen. Aber klassischen Sludge spielt das Trio nicht wirklich, eher eine wilde Mischung aus MASTODON, PRIMORDIAL und SOLSTAFIR. Das sind natürlich echte Hausnummern, die getoppt werden wollen.
Das gelingt dann natürlich auch nicht, war wahrscheinlich aber auch nicht die Absicht, dafür scheinen sich COLOSSUS viel zu viele Gedanken um Details zu machen. Basis der neun Songs sind schwere Gitarren-Riffs, die weiter zerlegt zerfahrenen Hardcore mit Gitarren-Frickelei paaren. Darunter bildet Drummer Thomas Norstedt ein Fundament, das gerne mal einen Schlag mehr präzise platziert, als unbedingt notwendig wäre, hier noch ein Break, dort noch ein Wirbel und dazwischen noch eine Betonung des Gesangs. Der Bass ist das passende pumpende Bindeglied, Grüße aus dem Lehrbuch. Gitarrist Niklas Eriksson gibt auch noch den Sänger. Das macht er sehr engagiert, beinahe ein wenig zu sehr. Seine klare Stimme passt grundsätzlich schon zu den Melodien, aber ein Schnörkel weniger wäre sicher mehr gewesen. A.A. Nemtheanga ist ein Sänger mit unglaublichem Charisma, allein in seine Nähe zu gelangen, ist schwer, COLOSSUS versuchen es trotzdem und scheitern. Und wenn dann in „Suncarrier“ noch orientalisch angehaucht gejault wird, ist des Guten wirklich zu viel.
Das mag symptomatisch für „Wake“ sein: Viele Ideen, viele Experimente, aber auch das progressive Songwriting mag keinen tiefroten Faden bilden. Und dann ist da noch der eingangs erwähnte sehr künstliche Sound, hier brummt keine Röhre, Transistoren verbreiten elektronische Stille um einen Plastik-Gitarrensound und bearbeite Drums, denen jedes Leben genommen wurde. Das ist natürlich alles Geschmackssache, dem Schreiber dieser Zeilen nimmt es aber jeden Spaß an der Musik der Schweden, die eigentlich so lebendig und abgefahren sein könnte.
FAZIT: Irgendwo zwischen allen Stühlen sitzen COLOSSUS mit ihrem Debüt-Album. Das ist mutig, aber alles ein klein wenig zu konstruiert und der künstliche Sound nimmt dem Album letztendlich den Spaß. Schade..
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.05.2013
Peter Berg
Niklas Eriksson, L.G. Petrov (Pillars Of Perennity)
Niklas Eriksson
Thomas Norstedt, Morgen Agren (Kingdom)
Perennity Records
58:33
03.05.2013