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Comedy Of Errors: Fanfare & Fantasy

Stil: Symphonischer Neoprog

Cover: Comedy Of Errors: Fanfare & Fantasy

COMEDY OF ERRORS geben Gas. Nicht unbedingt, was die Musik angeht, sondern den Zeitraum zwischen zwei Veröffentlichungen. Dauerte es seit Bandgründung 27 Jahre bis zum offiziellen Debüt „Disobey“, ist der Nachfolger bereits zwei Jahre später in trockenen Tüchern. Und setzt nahtlos den eingeschlagenen Weg fort.

Kein Gedanke an Zeit und Geist verschwendet, der treffende Albumtitel gibt die Parole aus. „Fanfare & Fantasy“ ist angesagt. Man hätte ihn gut um „pastoral“, „sakral“ oder „so much for Pathos“ ergänzen können, aber passt auch so. Keine Fanfaren für gewöhnliche Menschen, sondern Hymnen für die Sinnsuchenden, für diejenigen, die am gebrochenen Herzen nicht nur leiden, sondern gar verzweifeln, die Einsamen, die Zweisamkeit Ersehnenden, die im Ballsaal des mit sentimentaler Grandezza zubereiteten Fünfuhrtees der Seele, auf den letzten wogenden Tanz gen Himmel oder Hölle warten.

Ein fluffig-flauschiger Keyboardteppich wabert wie feister Bodennebel übers musikalische Hochmoor, wird nur gelegentlich durchbrochen von klagenden Gitarren, die wie warmer Sommerregen die fülligen Nebelschwaden zerteilen. Okay, die Rhythmusfraktion darf auch Akzente setzen (gleich im Opener) und der ein oder andere Ausbruch wird ebenfalls geprobt. Samtig, leicht ironisch und ohne den Willen das angestammte Feld des vollfetten Neoprogs komplett zu verlassen, auf dem sich COMEDY OF ERRORS hörbar wohlfühlen. Freundlich wird flauschiger Funk, ein bisschen neoromantisch-wavig, willkommen geheißen („Merry Dance“) und spielerisch zwischen irischen Folkweisen und Riverdance das Zepterchen geschwungen („The Cause“). „Remembrance“ erlaubt sich gar einen „Salty Dog“-Einstieg in die folgende traurige, aber weit weniger kantige und verzweifelte, musikalische Prozession.

Joe Cairney ist freundlicher und sacht melancholischer Conférencier der gesamten Messe, die in freundlichem Moll gelesen wird. Das kann er wohl.

FAZIT: „Passing away time, which no longer has any meaning“, sang PETER HAMMILL dereinst. COMEDY OF ERRORS haben das verinnerlicht. Nicht HAMILL und VAN DER GRAAF GENERATOR, da sei GENESIS vor; aber was schert es uns, ob wir 1973, 1989 oder 2013 schreiben? Gib mir einen Teppich, gib mir Keyboards, eine ekstatisch jauchzende Gitarre, schwere Rhythmen und einen Sänger, der Hamlet und die gesamte Drama-Posse kennt. Dazu einschmeichelnde Melodien, ein paar knuffige Einfälle und viel Wohlfühlatmosphäre on some sunny afternoon (oder bei Kerzenschein). Lass deinen (kritischen?) Geist fallen und der Körper wird folgen. Wer braucht schon Scientology, wenn er COMEDY OF ERRORS haben kann? Ist nicht nur billiger sondern auch erfüllender. Die Punktevergabe bezieht sich natürlich auf die nach oben offene No-Rock-Just-Prog-Scala.

PS.: Lieber Fix, COMEDY OF ERRORS sind aber so was von PENDRAGON. Mit entsprechendem IQ. Tales from the Masquerade Overture.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.06.2013

Tracklist

  1. Fanfare For The Broken Hearted
  2. Something She Said
  3. In A Lifetime
  4. Going For A Song
  5. Merry Dance
  6. The Cause
  7. Time's Motet* And Galliard
  8. Remembrance
  9. The Answer

Besetzung

  • Bass

    Mark Spalding

  • Gesang

    Joe Cairney, Jim Johnston, Mark Spalding, John Fitzgerald

  • Gitarre

    Mark Spalding

  • Keys

    Jim Johnston

  • Schlagzeug

    Bruce Levick

Sonstiges

  • Label

    Eigenpressung/Just For Kicks

  • Spieldauer

    66:24

  • Erscheinungsdatum

    31.05.2013

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