Die Dokumentation "5 Jahre Leben" über den unschuldigen Guantanamo-Sträfling Murat Kurnaz von Regisseur Stefan Schaller warf diesen Soundtrack ab, stimmig düstere und Bilder evozierende Musik aus der Feder des Wahl-Münchners ENIK.
Zunächst einmal ist "Five Years" fürs Genre ein relativ konventionelles Werk, oftmals mit Streichern verbrämte Stimmungsmache wie "Yusuf Against The Machine" beziehungsweise mal mehr klassischer Anmutung ("My Name Is Kurnaz") oder weniger dergleichen. Dann wird es - ebenfalls sinnigerweise - post-rockig wie in "Trust Me" und "Home". Samples ziehen sich wie der berühmte rote Faden durch die Tracks, allen voran in "Electric Shocks" und "We Better Turn On The Heat", wo die Leiden des Inhaftierten aufgezählt werden, oder während "They Put Cameras Inside The Animal", einem nach der Hälfte in Fahrt geratenen Höhepunkt an düsterer Vorhersehung.
Toll ist auch die resignierende Piano-Ballade "Everything Musst Pass" abseits nicht weniger eher als Zwischenspiele fungierender Kompositionen, die bei einem Soundtrack in der Natur der Sache liegen ("Can It Just Be Anulled", "My Name Is Kurnaz") Zu Testen sollte man das elektronisch kratzende und blubbernde Titelstück anspielen; das berührende "Big Fish & Free Bird", das sich mit der Kluft zwischen Obrigkeit und kleinem Mann befasst ("forever, we will be the same"), ist der eindeutige Höhepunkt und angesichts seiner Dopplung auch der Angelpunkt von "Five Years".
FAZIT: "Five Years" ist kein stilistisch herausragender Soundtrack, sondern vielmehr still, und stimmt nachdenklich, wie es der dazugehörige Film vermutlich tut. Dass man sich dessen Anmutung letztlich beim Hören dieser Musik vorstellen kann, spricht für ENIK, und generell dürfen sich auch Freunde von Neu-Orchestralem wie Olafur Arnalds oder Chris Broderick angesprochen fühlen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.09.2013
konkordski / Indigo
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13.09.2013