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Frankie Miller: Live At Rockpalast

Stil: Soul / Blues / Rock

Cover: Frankie Miller: Live At Rockpalast

Den vergessenen Helden des "weißen" Soul beehren MiG mit einer imposanten Rockpalast-Nabelschau, nämlich allen drei Auftritten des notorischen Erfolgsverweigerers (Pechvogels?) auf zwei DVDs Frankie Miller hatte nie einen wirklichen Hit, und falls seine Songs für Furore sorgten, dann von anderen Künstlern interpretiert, seien es Joe Cocker, mit dem er häufig verglichen wurde, Etta James oder Ray Charles.

Der als denkwürdig geltende Loreley-Auftritt von 1982 nimmt eine gesamte DVD ein "Bad Case Of Loving You", "All Coming Down Tonight", "Down The Honky Tonk" und "Danger, Danger" stehen für die eher rockigen Vorlieben des Sängers, der sich im Lauf seiner Karriere Gedanken darüber machte, wegen seines einzigen verhältnismäßigen Hits "Darling" verkaufen zu müssen ... weshalb er ihn selten spielte.
"Angels With Dirty Faces" und "The Rock" sind leicht Country-lastige Ausreißer in den über die variierten Programmen des Barden, die Backing-Band wechselte er ähnlich häufig, was aber unerheblich war. Die ergreifende Ballade "To Dream The Dream" und das intensive "A Fool In Love" liegen Miller während der Konzerte sichtlich am Herzen, da er mit diesen Songs seine eindringlichste Performance abliefert. Das unaufgeregte "Ain't Got No Money" (auch schon von Bob Seger gecovert) kommt erstaunlich spät und diesmal im Verbund mit "The Fire Down Below".

Im Kölner WDR Studio L am 3. Juni 1976 wirkte er nebst Band verständlicherweise angenehm nahbar, weil die Atmosphäre eine intimere war. Schummriges wie Allen Toussaints "Brickyard Blues", "If You Need Me" von Wilson Pickett und "Sail Away" von Randy Newman steht den straighten Rockern gegenüber, wobei die Band kaum mehr dahermacht als beim Open Air. Die häufig ostinaten Kompositionen erzielen generell eine hypnotische Wirkung, allen voran "The Devil's Gun" "Standing On The Edge", "A Woman To Love". Bei den Wiesbadener Maifestspielen 1979 herrschte vermutlich die beste Stimmung, wie die Publikumsreaktionen zeigen, und auch die damalige Band des Schotten wirkt etwas agiler im Vergleich. Miller, der über die Jahre hinweg immer einmal wieder Hut auf der Bühne trug, packt neben seinen Standards in besonders kraftvollen Versionen noch "Papa Don't Know" und die Americana-Anwandlung "Ann Eliza Jane" aus, außerdem besonders viele Covers, nämlich John Lennons schmieriges "Cold Turkey" und das zum engumschlungenen Tanzen geeignete "When Something Is Wrong With My Baby" von Isaac Hayes und David Porter, das zuerst Sam & Dave interpretiert haben. Andy Frasers "Be Good To Yourself" eröffnete sowieso Millers damals aktuelle Scheibe "Full House", und Bob Marleys "Is This Love" erfährt eine überraschend straight achtelnde Ausdeutung, wohingegen Chuck Berrys "Little Queenie" und der obligatorische Rauswerfer von Jagger und Richard vorhersehbar anmuten. Dennoch gefällt dieser Gig am besten, aber das ist rein subjektiv und für Hardliner unerheblich, die diese in Bild und Ton der jeweiligen Entstehungszeit entsprechende Nachlese haben sollten.

FAZIT Die Auftritte ähneln einander in ihrer Dynamik, restrauriert wurde wie üblich bei dieser Reihe nichts, was es nicht zu restaurieren gab also heißt es im Fall der Doppel-DVD zu Frankie Millers Wirken beim Rockpalast wie bei allen anderen Veröffentlichungen dieser Art: What you hear and see is what you get. Hier ist es die Urgewalt des Rock verbunden mit dem Dringlichen und sexuell Aufgeladenen "schwarzer" amerikanischer Musik in einer Form, die heuer auf großen Bühnen nur noch in Ausnahmefällen anzutreffen ist. Wo bleibt der adäquate Nachwuchs?

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.08.2013

Tracklist

  1. Ain´t Got No Money
  2. Zap Zap
  3. Be Good To Yourself
  4. Fool In Love
  5. All Coming Down Tonight
  6. Angels With Dirty Faces
  7. To Dream The Dream
  8. Danger Danger
  9. Standing On The Edge
  10. The Jealous Kind
  11. A Woman In Love
  12. Down The Honky Tonk
  13. Bad Case Of Loving You
  14. Don´t Stop
  15. Let´s Spend The Night Together
  16. Drunken Nights In The City
  17. Brickyard Blues
  18. The Devil's Gun
  19. It Takes A Lot To laugh, It Takes A Train To Cry
  20. Sail Away
  21. The Rock
  22. Down the Honky Tonk
  23. If You Need Me
  24. A Fool In Love
  25. Hand On the Lever
  26. Ain't Got No Money
  27. I'm Old Enough
  28. A Fool In Love
  29. Brickyard Blues
  30. Papa Don't Know
  31. When I'm Away From You
  32. A Woman To Love
  33. Cold Turkey
  34. Ann Eliza Jane
  35. Fallin' in Love
  36. When Something Is Wrong With My Baby
  37. Be Good to Yourself
  38. Is This Love
  39. Ain't Got No Money/the Fire Down Below
  40. Down the Honky Tonk
  41. Little Queenie
  42. Let's Spend the Night Together

Besetzung

  • Bass

    Tex Commer, Chrissie Stewart

  • Gesang

    Frankie Miller

  • Gitarre

    Steve Simpson, Ed Deane, Frankie Miller, Ray Minhinnit

  • Keys

    Nick Judd, Mick Weaver, James Hall

  • Schlagzeug

    Fran Bryne, Graham Deakin, Malcolm Mortimore

  • Sonstiges

    Steve Simpson (Akkordeon, Geige)

Sonstiges

  • Label

    MiG / Sony

  • Spieldauer

    191:49

  • Erscheinungsdatum

    09.08.2013

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