Die Glocken klingeln, Bassfiguren hüpfen Freude versprühend herum, die Produktion ist volltönend; doch aufgenommen wie in einer Bahnhofshalle, klingt das hallig und wenig präzise. Wall Of Sound als herumwirbelnde Schneeflocken aus Zuckerwatte, so schmackhaft süß wie sich schnell in Nichts auflösend. OMD treffen auf OASIS, grüßen EDWYN COLLINS und herausgehauen wird ein federleichtes Konglomerat unterschiedlicher Musikrichtungen, die sich nicht vor hymnischen Gitarren und schwelgerischen Mellotron-Extravaganzen fürchten. In der Mitte klingt es wie der Soundtrack zu einem Film über einen Fotografen in der Sinnkrise, der in einem fast vergessenen Park ein Foto von etwas geschossen hat, das nur in seinen Träumen existiert. Oder auch nicht… Deja vu.
Die GUARDS spielen verträumten Power-Pop mit psychedelischen Einsprengseln; Gitarrenkapriolen, gedoppelt und gedreifacht, daneben hämmerndes Klavier, füllige Orgel, und das Pedal getreten bis noch der letzte Ton im bunten Soundkosmos verhallt ist. Steinerweichende Harmonien im Sixties- Modus, ein bisschen banal und natürlich total retro, also zeitgemäß. GUARDS verbreiten so viel Freude, dass es wehtut. Manchmal.
FAZIT: Pop. Die volle Dröhnung. Die GUARDS überfluten uns mit Klängen, die man schon oft gehört hat, die aber immer wieder gefallen, wenn sie nur mit genügend Durchsetzungskraft präsentiert werden. Pompöse Brillanz und trotz aller Fülle nicht so überproduziert wie die schlimmste Brit-Pop-Gülle. „In Guards We Trust“ ist ein Paisley gemusterter Trip ins 21. Jahrhundert. Das gelbe Unterseebot als regenbogenbunter Heißluftballon.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2013
Some Body
Richie Follin, Kaylie Church
Richie Follin
Kaylie Church
Loren Humphrey
Partisan Records/Rough Trade
46:33
26.04.2013