Dass diese Australierin mit engen Beziehungen zu Deutschland schon 2009 mit ihrem Debüt aufwartete, hört man ihrem aktuellen Schaffen nicht an, denn dessen Klangwerdung gestaltete sich so verworren, wie es letztlich auch tönt.
Sehr direkt und nahbar wirkt "Green Disco" in den organischen Momenten, während derer Justine Electra allein die Akustikgitarre bedient ("This Could Be The Most Beautiful Noise", das primitive "Wild Country Boy" und das Wiegenlied "Like A Magnet), wiewohl die Künstlerin immer wieder artifizielle Klangzusätze verwendet, seien es schrullige Samples wie in "Petting Zoo" oder Dudelsäcke in "Bagpipe Serenade". Beides mutet indes an wie aus dem Zusammenhang gerissen, weil Electra keine charismatische Stimme besitzt und es einfach nicht schafft, dass man ihren Texten lauscht.
"Great Skate Date" mit absichtlich deutschem Akzent im Englischen stößt zu Beginn ohnehin ab, ist am Ende aber eine stimmige Video-Single für diese Scheibe. Ruhige Tracks wie "Sonnet 38" und das verträumte "Around & Around" gefallen subjektiv am besten, weil sie keine Brüche aufzeigen. Ob selbige von der Macherin gewollt waren oder nicht (Grund dafür siehe Einleitung), ist letztlich egal. Hört man schräge Ideenansammlungen wie "Boozy Shoes" mit synthetischen Beats und männlichem Sprechgesang oder "Nippon Darkness" mit Xylophon-artigen Sounds, stellt sich die Frage, ob hier jemand immer noch nach seiner musikalischen Heimat sucht, zumal all dies relativ dilettantisch umgesetzt wurde.
So vielfältig das Album letztlich zwar klingt, so entschieden möchte man seiner Laufmasche auf den Grund gehen, denn Justine Electra hat den roten Faden verloren, was wohl auch an der Entstehungsgeschichte der Stücke liegt, die in verschiedenen Studio und daheim zusammengestückelt worden.
FAZIT: Als musikalisches Tagebuch für den persönlichen Gebrauch taugt das; für den hart umkämpften Singer-Songwriter-Markt hingegen nicht.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2013
Neun Volt
51:03
06.12.2013