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Kreator: Dying Alive

Stil: Thrash Metal

Cover: Kreator: Dying Alive

Nur wenige Bands erreichen bei ihren Liveauftritten eine derartige Intensität wie KREATOR – und das seit Jahrzehnten. Noch seltener schaffen es solche Bands, diese Intensität auch auf Konserve einzufangen. Auch das gelingt KREATOR – nachzuhören und -sehen auf „Dying Alive“, der neuen Live-DVD/BlueRay, die ebenfalls als reine Audio-Doppel-CD veröffentlicht wird.

Die Setlist auf „Dying Alive“ konzentriert sich vor allen Dingen auf Songs neueren Datums, die mit den üblichen Klassikern wie „Extreme Aggressions“, „Endless Pain“, „Pleasure To Kill“, „Flag Of Hate“ oder „People Of The Lie“ angereichert werden. Das mag man ein wenig einfallslos finden, die Publikumsreaktionen geben Mille und seiner Combo allerdings Recht. Ein qualitativer Unterschied zwischen den Oldschool-Songs und den Vertretern der letzten Veröffentlichungen ist ohnehin kaum auszumachen. Auch wenn natürlich die ganz frühen Werke im Grunde genommen nicht mehr als pubertärer Rumpel-Thrash-Songs sind, macht die aktuelle Besetzung vor allen Dingen dank Gitarrist Sami eine ganze Menge aus dem Klassiker. Da kann man es dem introvertierten Finnen auch verzeihen, dass seine Bühnenaction ansonsten auf einem maximal DIN A4 großen Spielfeld stattfindet und er sich abgesehen vom Gitarre spielen aufs freundlich lächeln und unbeteiligt schauen beschränkt.

Trotz all der Brutalität und Intensität der Songs kommt die musikalische Note niemals zu kurz. Auf ausgesprochen hohem Niveau brettert das Quartett bei seinem Quasi-Heimspiel in der Oberhausener Turbinenhalle sowohl Hochgeschwindigkeitssongs wie „Phantom Antichrist“ oder „Death To The World“ souverän runter als auch die teilweise etwas getragener geratenen Songs wie „From Flood Into Fire“ oder „United In Hate“.

Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Frontmann Mille Petrozza, der freilich bei seinen Ansagen mehr als einmal zur extremen Fremdscham einlädt, wenn er „im Moshpit mehr Gewalt und Brutalität“ sehen will, die Fans zum „Abreißen der Turbinenhalle“ auffordert oder gleich mit der Ansage um die Ecke kommen, dass sich beim nächsten Song („Pleasure To Kill“) doch bitteschön im Auditorium alle gegenseitig umbringen sollen. Auch wenn die Ansagen natürlich nicht wörtlich zu nehmen sind, so sind sie doch XXL-peinlich und passen so reinweg überhaupt nicht zu den Aussagen, die Mille sonst so tätigt, oder den weitgehend intelligenten Songtexten der Neuzeit.

Ein Wort noch zu Ausstattung und Bildführung: Im Mittelpunkt von „Dying Alive“ steht eindeutig das Livekonzert, das kurz vor Weihnachten des Jahres 2012 aufgenommen wurde. Das Bonusmaterial – Videoclips von „Phantom Antichrist“ und „Civilization Collapse“ sowie überschaubare Behind-the scenes-Filmchen vom Livekonzert und dem „Phantom Antichrist“-Videodreh – kommt nicht über „nett, aber verzichtbar“ hinaus. Dafür stimmt die Bildführung und die Soundqualität; an mancher Stelle wirkt der Schnitt zwar etwas hektisch, doch die Kameras fangen viele ungewöhnliche Perspektiven (am Gitarrenhals, aus dem Moshpit) ein, der Zuschauer hat das Gefühl, ebenfalls direkt vor der Bühne mitten im Geschehen zu stehen.

FAZIT: Für alle KREATOR-Fans eine essenzielle Veröffentlichung.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2013

Tracklist

  1. DVD 1
  2. Intro: Mars Mantra
  3. Phantom Antichrist
  4. From Flood Into Fire
  5. Enemy Of God
  6. Phobia
  7. Hordes Of Chaos
  8. Civilization Collapse
  9. Voices Of The Dead
  10. Extreme Aggression
  11. People Of The Lie
  12. Death To The World
  13. Endless Pain
  14. Pleasure To Kill
  15. Intro 2: The Patriarch
  16. Violent Revolution
  17. United In Hate
  18. Betrayer
  19. Flag Of Hate
  20. Tormentor
  21. Outro/Credits
  22. DVD 2
  23. Behind The Dying (Documentary)
  24. Phantom Antichrist (backstage video)
  25. Phantom Antichrist (Videoclip)
  26. Civilization Collapse (Videoclip)

Besetzung

  • Bass

    Christian Giesler

  • Gesang

    Mille Petrozza

  • Gitarre

    Sami Yli-Sirniö

  • Schlagzeug

    Jürgen Reil

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast

  • Spieldauer

    120:00

  • Erscheinungsdatum

    30.08.2013

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