Wenn ein Label wie Pure Steel eine gut vier Jahre alte Scheibe, die einst im Do-it-yourself-Verfahren aufgenommen und veröffentlicht wurde, offiziell ins Verlagsregal stellt, dann muss an Band und Album schon etwas dran sein. Und, keine Frage, auf „Damnatio Memoriae“, dem dritten Album der Schweizer Melodic-Metal-Band MEDUSA’S CHILD, trifft das zweifelsfrei zu.
Zumindest dann, wenn man auf melodischen Metal steht, der sich in der Schnittmenge früher HAMMERFALL (ja, genau, zu den Zeiten, als diese Band noch frischen Wind in die darbende Szene brachte), klassischer Stahlschmieden á la JUDAS PRIEST (Riffing) und deutscher Filigran-Metaller der Sorte GAMMA RAY („Sigh No More“) bewegt. Die Band findet eine gute Balance aus treibenden Double-Bass-Songs mit einprägsamen Refrains, schwer groovenden Hymnen und Balladen, stets riffdominiert und nur dezent von Keyboards untermalt.
Dass Sänger Crow seinerzeit stimmlich noch nicht ganz auf der Höhe der Konkurrenz war, mag allerdings dem einen oder anderen potenziellen Käufer ein wenig sauer aufstoßen. Wollte man seine Leistung positiv ausdrücken, attestierte man dem Frontmann eine eigenständige Stimme. Im negativen Falle würde man eher von einem in höheren Lagen etwas kraftlosen Organ sprechen, dem zudem hier und die Ausdruckskraft fehlt. Unter dem Strich werden sich Qualitätsmetaller, die auf der Suche nach etwas Besonderem sind, davon aber nicht abhalten lassen, denn die Songs zeigen, dass mit der Band in Zukunft zu rechnen sein wird: Ein neues Album ist bereits im Kasten. Dann darf das Quintett ruhig ein wenig dezenter mit dem Verwenden von Intros, Interludien und Outros umgehen: Von den 16 Tracks sind nicht weniger als sieben akustische Zwischenspiele, die immerhin mit indianischen oder orientalischen Klängen für eine besondere Stimmung sorgen.
FAZIT: Eingängig, aber nicht käsig: MEDUSA’S CHILD setzen mit ihrem Debüt ein Ausrufezeichen für alle, die HAMMERFALL als nie wieder so gut wie auf „Glory To The Brave“ empfunden haben und denen das einfallslose Songwriting von Kai Hansen & Co. auf den letzten GAMMA-RAY-Alben missfiel.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.12.2013
Markus Moser
Crow
Toni Bettschen, Cyrill Probst
Adrian Jüsy
Pure Steel
57:24
29.11.2013