MICK ROGERS war Gründungsmitglied von MANFRED MANNS EARTHBAND, pausierte seltsamerweise während der erfolgreichsten Phase der Band Mitte der Siebziger (zugunsten recht erfolgloser Solo-Aktivitäten - wie der Band AVIATOR -, und als Gastmusiker an der Seite diverser Künstler) und stieg 1983 wieder ein. Seitdem ist er wieder fester Gitarrist der Gruppe um Keyboarder MANFRED MANN. Warum er nicht ebenso den Lead-Vokalisten gibt und nur gelegentlich die Frontrolle übernimmt, ist ein weiteres kleines Mysterium. Dass er’s kann, und dies weit besser als der letzte Sänger der EARTHschen Formation, beweist er auf „Sharabang“ mit jeder gesungenen Note.
„Sharabang“ bedeutet umgangssprachlich „Omnibus“ und Rogers möchte – laut Presse-Info – seine Hörer auf eine Reise entlang des „Rokck’n-Roll-Highways“ mitnehmen. Ersetzt „Rock’n Roll“ durch „Classic Rock“ dann passt’s halbwegs. „Sharabang“ ist ein Mix aus Coverversionen und eigenen Kompositionen – CD und Booklet schweigen sich über die Urheberschaft der jeweiligen Songs gepflegt aus -, die sich zwischen Straßentauglichkeit und Achsenbruch bewegen. Der „Listen To The Music“-Start (DOOBIE BROTHERS) ist musikalisch passend und, in seiner, dem Original gegenüber drängenderen Version, gelungen. Ob man den MARVIN-GAYE-SMOKEY-ROBINSON & THE MIRACLES-GLADYS KNIGHT-Gassenhauer “I Heard It Through the Grapevine” in einer klassischen Rockversion braucht, sei dahingestellt, besser als befürchtet klingt das allemal und ist immerhin ein Ausbruch aus dem relativ eng gesteckten Kosmos. Der mit dem – für sich gar nicht mal üblen – Cover von STEVE MILLERs „The Joker“ überstrapaziert wird. Warum wird immer dasselbe abgenudelte Zeug hervorgekramt?
„Right For Change“ ist Soft-Rock der eher bräsigen Sorte; „End Of The Line“ ein simpler, aber goutierbarer Stampfer, der dem Original der TRAVELING WILBURYS keine Schande macht. Weit gelungener ist die Eigenschöpfung „Cutting To Pieces“ bei der ROGERS den harten Rocker raushängen lässt, der mit RAMMSTEIN flirtet. Das kann er ziemlich gut.
Danach wird es leider ruhiger und belangloser. Ganz in der PHIL-COLLINS-Schmonzetten-Liga landen ROGERS und seine fähigen Mitmusiker nicht, sind aber mit „We Threw It All Away“ ziemlich dicht dran. Das „RICH GIRL“ ist mit seinen etwas heftigeren Ausbrüchen wohler geraten.
Zum Schluss gibt es noch eine wehmütige Piano-Ballade und den obligatorischen Rausschmeißer der lauteren und sehr kurzen Art. Und gut gewesen ist…
FAZIT: Um beim gewählten Titelbild zu bleiben: MICK ROGERS „Sharabang“ wählt den breit ausgebauten Highway, der vielbefahren, oft repariert, doch selten erneuert wird. Er baut keinen Unfall, schrammt aber zuweilen im Sekundenschlaf an der Leitplanke entlang. Gut („Cutting Me To Pieces“), bzw. diskussionswert (“I Heard It Through The Grapevine“) wird es, wenn der Omnibus die allzu gradlinige Straße für wenige Minuten verlässt. Wie Busreisen halt so sind, nicht besonders bequem und zügig vorankommend, immer etwas holprig. Ans Ziel kommt man mit einem versierten Fahrer wie MICK ROGERS und seinen Reisebegleitern allemal.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.04.2013
Matt Bissonette
Mick Rogers
Mick Rogers
Matt Rollings
Gregg Bissonette
Just One Music/Soulfood
45:28
15.03.2013