Mit dem Album "Cybersteria" geht es für die vom ehemaligen FREEDOM-CALL-Basser Ilker Ersin gegründeten POWERWORLD in die dritte Runde. Damit sollte sich so langsam zeigen, ob die musikalische Reise in Richtung Erfolg oder ins Genre-Abseits führt. Interessant ist auch, dass Ersin gegenüber dem Vorgänger sein Line-Up komplett ausgewechselt hat. Einen auffälligen Neuzugang gibt es dabei mit Michael Bormann (unzählige Engagements, u.a. BONFIRE / JADED HEART / BLOODBOUND) auf dem Sänger-Posten.
Der Melodic Metal der beiden Vorgänger-Werke bleibt als Spielart-Konstanz erhalten. Die kleinen Ausflüge in andere Genres nehmen auf "Cybersteria" aber etwas zu. Dem eröffnenden "Children Of The Universe" ist dies noch nicht so ganz anzuhören, wenn man einen kurzen Springer in progressivere Bereiche außer Acht lässt. "Slave To The Powerworld" kann man dann aber viel eher zum knackigen Hardrock rechnen und ist versucht, es so mancher von Bormanns ehemaliger Truppen zuzuordnen. "Back On Me" liegt stilistisch genau dazwischen, bedient sich darüberhinaus auch noch einer gelungenen symphonischen Untermalung des hymnischen Höhepunkts.
Mit recht melancholischer Ausrichtung bringt "World Knows Your Secrets – Virtuality" weitere emotionelle Variationen ins Spiel. Und die Powerballade "You Gotta Hold On" führt den Hörer sowohl auf romantische Pfade und mit dem komplexeren Mittelpart zugleich erneut in progressive Gefilde. Die gewohnten geradlinig-eingängigen Melodic-Metal-Songs mit einprägsamen Refrains und catchy Chören gibt es freilich auch auf "Cybersteria" noch. Das mitreißende "Coast Of Tears" ist ein gekonntes Beispiel dafür, ebenso das mit dynamischeren Gitarrenlinien aufwartende "Like A Shadow" oder der hymnische Titeltrack "Cybersteria".
Fazit: "Cybersteria" ist bislang POWERWORLDs bestes Werk und hinterlässt durch das konstant solide Songwritingniveau und die vielseitigen- und schichtigen Arrangements einen ordentlichen Eindruck. Einen klaren Pluspunkt verbuchen POWERWORLD zudem mit dem charismatischen, ausdrucksstarken Gesang von Michael Bormann. Für eine uneingeschränkte Empfehlung reicht es dennoch nicht ganz. Dazu fehlen einfach noch prägnantere Momente, die sich dauerhaft in den Gehörgängen festsetzen. Aber insgesamt befinden sich Ilker Ersin und seine Mitstreiter schon auf dem richtigen Wege, der zumindest momentan nach oben führt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.06.2013
Ilker Ersin
Michael Bormann
Andreas Rippelmeier
Marco Grasshoff
Guido Gallus
SPV / Steamhammer
59:21
24.05.2013